Liberace - Zuviel des Guten ist wundervoll

Drama/Biographie, USA 2013, 119 min

Liberace war „The Glitter Man“. Ein Typ, der im verspiegelten Rolls Royce auf die Bühne rollte und diamantenbesetzte Anzüge trug, ein Typ, neben dem Siegfried und Roy wie arme Würstchen aussahen. Für seinen luxuriösen und ausschweifenden Lebensstil war der Exzentriker ebenso bekannt wie für sein Virtuosentum am Piano.
Im Sommer 1977 betritt ein junger Mann nach einem großen Konzert seine Garderobe: Scott Thorson, ein Tierpfleger aus der Provinz. Liberace verliebt sich in den 40 Jahre Jüngeren und holt ihn in seinen bizarren Palast. Er macht ihn zum Chauffeur, Assistenten, Lover - zu seinem Geschöpf. Das geht bis zu Schönheitsoperationen, die den Geliebten zu seinem Ebenbild umformen sollen. Die beiden haben eine enge, über Jahre streng geheim gehaltene Affäre. Eitelkeiten, Eifersucht und Abhängigkeiten nagen an der Beziehung ebenso wie der Umstand, dass Homosexualität im Amerika der 1970er Jahre ein Tabu ist. Obwohl sich die Verhältnisse seither langsam verändern, gelang es Regisseur Steven Soderbergh selbst in diesem Dezennium nicht, ein Filmstudio für sein „schwules“ Projekt zu finden. Realisiert hat er es schlussendlich mit Hilfe des Bezahlsenders HBO, der für Qualitätsfernsehserien wie »The Wire« und »Die Sopranos« bekannt ist. »Liberace« ist eine dunkel funkelnde und zu Beginn stark satirische Komödie. Die schrille Welt des Entertainers inszeniert Soderbergh als Trash-Spektakel. Michael Douglas trägt die aberwitzigen Glitzerfummel und Perücken des Pianisten mit dekadenter Würde. Matt Damon als Liberaces Loverboy verleiht seiner Figur zunehmend tragische Züge. Mit Thorsons Versuchen, sich gegen seinen übermächtigen Freund aufzulehnen, kippt der Film unmerklich vom Komödiantischen ins Tragische. »Liberace« ist eine amüsante und knallharte Studie über eine Liebe in Zeiten, als Homosexualität in den Staaten noch als psychische Krankheit galt.
Grit Dora