45 Minuten bis Ramallah
In die Absurditäten des Nahen Ostens entführt uns Ali Samadi Ahadi, der mit der bissigen Komödie »Salami Aleikum« bereits gekonnt über das Aufeinandertreffen von Orient und Ostdeutschland erzählte und dabei für herzerfrischendes Lachen sorgte. Über diesen sehr kleinen Teil der Welt wissen bekanntlich bei uns alle ganz genau Bescheid, insbesondere das deutsche Feuilleton und der Stammtisch. Dass nicht alles so einfach ist, davon erzählt uns Ali Samadi Ahadi eindrucksvoll und verschmitzt. Dafür schickt er seinen Helden Rafiq, Araber mit israelischem Pass, mitten hinein ins bezaubernde Jerusalem auf eine wahnwitzige Odyssee durch die Anomalien israelisch-arabischer Realität. Das alles ohne Zeigefinger, locker und spannend erzählt.
Rafiq lebt in Hamburg, mehr recht als schlecht, Hauptsache aber weit weg von seinem herrschsüchtigen Vater. Der Einladung zur Hochzeit seines Bruders Jamal folgt er sehr zögerlich. Er weiß warum, denn doch angekommen, brechen sofort alte Konflikte wieder auf, sein Vater erleidet im Streit eine tödliche Herzattacke. Seine Mutter möchte, dass die Brüder gemeinsam den letzten Wunsch des verstorbenen Vaters erfüllen: in Ramallah, auf palästinensischem Territorium beerdigt zu werden. Das klingt einfach, nur 40 km Fahrt. Aber da ist ein Bombenanschlag auf einen Linienbus und eine schöne Blonde kreuzt ihren Weg, so kommt alles anders, als gedacht. Eine sehr turbulente und explosive Reise beginnt…
Am Ende der dann teils doch recht robusten und explosionsreichen Reise kommt natürlich alles so, wie es sich für eine gute Komödie gehört. Streckenweise wird es gar zu einer drastischen, modernen Version der Monty Python’schen Satire von Widerstandskampf à la „Volksfront von Judäa“ und ihrer erbitterten Gegner von der „Judäischen Volksfront“. Nur, dass hier stilecht geschossen und gesprengt wird. So bleibt am Ende auch ein schaler Beigeschmack. Die Realität von Anschlägen und Gegenschlägen sorgt für ständige Anspannung und mediale Aufmerksamkeit für alle möglichen und unmöglichen Visionen.
Ali Samadi Ahadi inszeniert rasant und nimmt die Situation von der humoristischen Seite, auch wenn das nicht immer einfach ist. Aus der Not des begrenzten Budgets macht er eine Tugend und offeriert mit einem opulenten Vorspann einen prima Einstieg in die Geschichte, die mit effektivem Einsatz von Animationen und dem ironisch-bissigen Off-Kommentar von Rafiq flott vorangetrieben wird.
ak
Buch: Gabriel Bornstein, Karl-Dietmar Möller-Naß
Regie: Ali Samadi Ahadi
Darsteller: Karim Saleh, Navid Akhavan, Julie Engelbrecht, Suzan Demircan, Badasar Calbiyik, Payam Madjlessi, Tala Halawani
Kamera: Wedigo von Schultzendorff, Rodja Kükenthal
Musik: Ali N. Askin
Produktion: brave new work film productions, Degeto Film, Mohammad Farokhmanesh, Frank Geiger, Armin Hofmann
Bundesstart: 05.12.2013
Start in Dresden: 05.12.2013
FSK: ab 12 Jahren