Houston

Drama, Deutschland/USA 2012, 107 min

Bei ihm glänzt nicht nur die Pomade im gern auf die 1920er Jahre getrimmten Haar. Brillierte Ulrich Tukur eben erst als erfolgsverwöhnter, blasierter Regisseur und defizitärer Vater in Caroline Links »Exit Marrakech«, so verleiht er in Bastian Günthers neuem Film seiner Figur eines taumelnden Headhunters noch abgründigere Härte und Hilflosigkeit. Clemens Trunschkas Auftrag lautet, den Vorstandsvorsitzenden eines amerikanischen Ölkonzerns zum Wechsel an die Spitze einer deutschen Automobilfirma zu bewegen. Doch der Familienvater ist so ehrgeizig wie suchtkrank. Alkohol jedweder Couleur hält die Fassade des spätbürgerlichen Businessmann zusammen. Seiner Familie ist er entfremdet. Als der Headhunter die begehrte Führungskraft in Düsseldorf verpasst, reist er nach Houston, Texas und schmiedet dort einen fiesen Plan, um den wichtigen Mann nach Deutschland zu zwingen. »Houston« zeigt Trunschkas Gewerbe von seiner unsympathischsten Seite. In einer der eindrucksvollsten Szenen wühlt der hilflose Jäger hemmungslos in einem Müllsack voller Akkreditierungskarten, um sich den Zugang zu einem wichtigen Meeting zu verschaffen. Der Headhunter verfehlt sein Ziel, er verliert sich in Halluzinationen und stürzt ab. Schlichte Kapitalismuskritik ist von Regisseur Bastian Günther nicht zu haben. Im Abwärtstaumel seiner von Gier zerrütteten Hauptfigur spiegeln sich die Achterbahnfahrten des Wirtschaftsgewerbes auf weit subtilere Weise wider.
Grit Dora

Buch: Bastian Günther

Regie: Bastian Günther

Darsteller: Ulrich Tukur, Garret Dillahunt, Jenny Schily, Wolfram Koch, Jens Münchow, Jason Douglas, Julin

Kamera: Michael Kotschi

Musik: Michael Rother

Produktion: Lichtblick Media, Texas Avenue, SWR, HR, Martin Heisler, Joachim Ortmanns

Bundesstart: 05.12.2013

Start in Dresden: 05.12.2013

FSK: ab 12 Jahren