Tanta Agua - Nichts als Regen

Drama, Uruguay/Niederlande/Deutschland 2013, 107 min

Hängendes Gesicht, Zahnspange, unüberhörbares, gewohntes Stöhnen. Das muss die Pubertät sein, in der die Eltern anfangen, schwierig zu werden. So sieht es zumindest Lucía (14). Als Scheidungskind ist sie es mit ihrem Bruder Federico (10) gewohnt, zwischen den Eltern herumgegeben zu werden und ständig von Neuem die verzweifelt unterhaltenden Einfälle der Erwachsenen mitzumachen. Vater Alberto hat Sorge, dass ihm die Zeit davonläuft, bevor er noch einige Erlebnisse der Kinder mit prägen kann, und packt sie denn kurzerhand zu einem Spontanurlaub ein. Genauso stürmisch wie der Aufbruch spielt ihnen Petrus zu. Regen, Regen und nochmals Regen. Das hat Lucía, der im Gegensatz zu ihrem Bruder überhaupt nichts gefallen kann, gerade noch gefehlt. Als sie sich dann aber mit einem Mädchen aus dem Ort anfreundet und den süßen Santiago kennen lernt, sieht sie das ganz anders.
»Tanta Agua« steht nicht nur für die klimatischen Bedingungen des Films. Das Regisseurinnen-Duo Ana Guevara und Leticia Jorge fängt sehr persönlich und zart ein, wie jeder Betroffene mit seinen eigenen Problemen zu kämpfen hat. Vereint ist die halb-gebrochene Familie nur in dem inspirationslosen Bungalow und ihrer Verzweiflung. Vater Albertos rührende Begeisterung für die nächsten Ausflugsziele, die mit einem zum Lächeln verzogenen Mund vor den Kindern beworben werden, die allerdings mit mangelnder Begeisterung in die Luft springen, macht den charmanten Unterton dieser kleinen Dramödie aus. Die feinfühlige und sensible Coming-of-Age-Geschichte ist ein gelungener Erstversuch aus Uruguay, der bereits vielfach ausgezeichnet wurde und liebevoll-lakonisch bei jedem Zuschauer alte Erinnerungen an Familienurlaube wachruft.
Theresa