The Act of Killing

Dokumentation, Dänemark/Norwegen/Großbritannien 2012, 122 min

Auf der Leinwand ist der Akt des Tötens allgegenwärtig. Ein kontrovers diskutierter Dokumentarfilm zeigt jetzt echte Mörder, mal in Kostümen und Maske, mal ungeschminkt, wie sie einen Völkermord nachstellen. Ob Drahtschlinge, Machete oder Schusswaffe - ganz gleich, was sie benutzten, die Protagonisten und deren Mittäter kamen auf mehr als eine Million Opfer. Nachdem 1965 ein Militärputsch innerhalb der indonesischen Armee niedergeschlagen wurde, erklärte General Suharto die Kommunistische Partei zu Verbrechern und initiierte so die „Saison der Hackmesser“. Männer wie Anwar Congo zogen los und folterten, ersäuften und verbrannten jeden, der im Verdacht stand, Mitglied oder Sympathisant der KPI zu sein. Noch immer sehen sich diese Männer als Helden, und so fällt es ihnen nicht schwer, der Idee von Regisseur Oppenheimer zu folgen und ihr blutiges Handwerk detailliert nachzuspielen. Straffrei seit nahezu 50 Jahren, schlüpfen sie in Fantasieuniformen oder schillernde Gangster-Anzüge und lamentieren, fröhlich Witze machend, über die gute alte Zeit. Immer begleitet von öffentlichen Beifallsbekundungen der Pancasila-Anhänger. Über ihr beängstigend unreflektiertes Geschwätz, den improvisierten Rollentausch beim Tötungsakt oder die familiäre Konfrontation versucht Oppenheimer, die Banalität des Bösen irgendwie zu enttarnen. Er setzt die Mörder in surreal überhöhte Tableaus und erntet doch nur ganz gewöhnlichen Spott. Ja, eine Medaille von den Opfern hätten sie durchaus verdient, schließlich haben sie diese in den Himmel geleitet, und so erfüllt sie auch genau die Medaillen-Szene mit unverhohlenem Stolz. Lange war kein Film mehr derart zum Kotzen. Man stelle sich einmal vor, Mit-Produzent Werner Herzog hätte bereits in den siebziger Jahren die Höß, die Mengeles oder Eichmanns vor die Kamera gebracht, damit sie unter Volkes Applaus ihre Vernichtungs-Lager als Filmsets wiedereröffnen und detailliert zur Schau hätten stellen dürfen, wie sie Millionen Menschen vernichtet haben. Dann wäre vielleicht General Suharto nicht Helmut Kohls Busenfreund geworden.
alpa kino

Regie: Joshua Oppenheimer, Christine Cynn, Christine Cynn (Co-Regie), Anonym (Co-Regie)

Kamera: Carlos Arango de Montis, Lars Skree

Musik: Karsten Fundal

Produktion: Final Cut for Real, Signe Byrge Sørensen

Bundesstart: 14.11.2013

Start in Dresden: 14.11.2013

FSK: ab 16 Jahren