Words and Pictures
Geistreiche Dialoge - herrlich! Wortwitz - wunderbar! Von beidem gibt es in »Words and Pictures«, dem neuen Film von US-Altmeister Fred Schepisi (»I.Q. - Liebe ist relativ«, »Das Rußland-Haus«) reichlich. Der Englischlehrer Jack Marcus (Clive Owen) trifft auf die Malerin Dina Delsanto (Juliette Binoche), die den Kunst-Leistungskurs an der Schule übernimmt. Jack war mal gefeierter Poet und Schriftsteller, hat jetzt jedoch kaum noch Inspiration für eigene Arbeiten. In seinem Kurs ist er allerdings engagiert: Er will seine Schülerinnen und Schüler aus der „Betäubung durch Computer“ und „Erstickung durch Shopping Malls“ reißen. Die neue, sehr unterkühlte Kollegin fordert ihn sofort heraus - nicht nur bei seinem notorischen Silbenspiel, von dem die meisten im Kollegium längst die Nase voll haben. Sie warnt ihre Schüler, Wörtern zu vertrauen: Das seien „Lügen und Fallen“. Jack sieht das naturgemäß sehr anders und fordert Dina und den ganzen Kurs zum Duell heraus - Wörter oder Bilder? Was hat mehr Wert und Wahrheit?
Dass diese Auseinandersetzung der beiden auch zu einer Annäherung führen wird, verrät schon das Filmplakat und kann hier getrost vernachlässigt werden (Freundinnen und Freunde der romantischen Komödie werden nicht enttäuscht sein). Was den Film so sehenswert macht (und zwar möglichst im Original, da eine Übersetzung der Wortspiele kaum möglich ist), sind die Duelle zwischen den beiden, die sich in Klugheit und Schlagfertigkeit nicht nachstehen. Clive Owen und Juliette Binoche zeigen großes Können - neben den Wortduellen ist vor allem Binoches Mimik brillant. Neben dem sprachlichen ist auch das dramaturgische Niveau bemerkenswert. Beide Lehrer kämpfen mit ihrer persönlichen Situation. Dina leidet an rheumatischer Arthritis und kann sich immer weniger bewegen, was auch ihre künstlerische Arbeit beeinträchtigt. Jack trinkt viel zu viel und hat bereits Hausverbot im besten Restaurant der Stadt. Seine Stelle ist in Gefahr, weil er zuletzt immer weniger als Schriftsteller geleistet hat und sein Verhalten immer öfter negativ auffiel. Die Mittel, die er zur Rettung seines Jobs wählt, sind mehr als zweifelhaft.
Die Geschichte vom Drehbuchautor Gerald Di Pego ist dicht, spannend, in jeder Szene unterhaltsam und niemals klischeehaft. Besonderen Spaß machen Anspielungen wie solche auf den »Club der toten Dichter«. Wie nebenbei wird außerdem das Problem der Belästigung und des Mobbings unter Schülerinnen und Schülern behandelt, ohne dass der Fokus des Films verloren geht. Der liegt nämlich auf Wörtern. Und Bildern. Und - last but not least - Musik.
Petra Wille
Buch: Gerald Di Pego
Regie: Fred Schepisi
Darsteller: Clive Owen, Juliette Binoche, Keegan Connor Tracy, Amy Brenneman, Bruce Davison, Navid Negahban, Adam DiMarco, Valerie Tian, Garwin Sanford
Kamera: Ian Baker
Musik: Paul Grabowsky
Bundesstart: 22.05.2014
Start in Dresden: 22.05.2014
FSK: o.A.