4. April 2016

Selten so universell fehlgerichtete Verrisse gesehen

Jetzt muss ich doch mal ein Fass aufmachen!
Selten so universell fehlgerichtete Verrisse gesehen
Während ich sonst die Dramen der Filmpresse eiskalt an mir vorbei ziehen lasse, muss ich jetzt doch mal ein Fass aufmachen. Denn es hat den Anschein, als befänden sich die wahren Endgegner von Batman und Superman & Co. nicht auf der Leinwand, sondern davor in den Pressevorstellungen. Selten hat man so universell fehltgerichtete Verrisse gelesen.

29% Kritikerwertung auf Rottentomatoes, nur zum Vergleich, »Daredevil« von 2003 bekam 40%. Ja, es stimmt – der Film ist kein Kindergeburtstag. Er ist dunkel, voller Zorn, und auch wenn unsere Helden zu gewinnen scheinen, sind sie trotzdem am Verlieren. Doch was dieser Film liefert, ist beachtlich: Relevanz. Es geht hierbei nicht um einen einzelnen Film, der seinen Spannungsbogen hat, mal traurig ist, mal fröhlich und bunt. DC und Regisseur Zack Snyder planen hier auf ein komplexes, filmübergreifendes Erlebnis. Auch so erfolgreiche Filme von Marvel rund um die »Avengers« oder »X-Men« versuchten Ähnliches, aber nur halbherzig. Deren Resultat sind am Ende generische Actionschinken mit Typen, die Superkräfte haben. Glauben Sie nicht? Wie war die Handlung von »Iron Man 2", »Iron Man 3«, »Thor - The Dark Kingdom«, »Der Unglaubliche Hulk« oder sogar »Guardians of the Galaxy«?

Sogar die hochgepriesenen »Avengers« Filme sind so effektgewaltig, wie sie auch vergessbar sind. Und nun kommt Zack Snyder daher, der seinem Universum Bedeutung und Gewicht gibt, und wird von den Kritikern zum Anti-Christen deklariert. Doch zum Glück bin ich nicht der Einzige, dem es so geht. Die Publikumswertung für diesen Einstieg ins Epos liegt bei entspannten 79%. Zu schade, dass sich trotzdem viele potentielle Zuschauer vom negativen Medienecho abschrecken lassen werden. Denn ich werde in einigen Jahren noch deutlich wissen, welche Abgründe unsere DC Helden überkommen mussten, um letztendlich als Team zu funktionieren. Am anderen Ende des Spektrums werde ich keinen Plan haben, in welchem Marvel-Film wer, wann, mit wem die Welt vor irgendwas rettete. Geschweige denn werde ich einen Überblick haben, wer mittlerweile mal wieder irgendeinen Infinity Stein, Dragonball oder was auch immer gefunden hat oder besitzt.

Der Filmkritik ist das allerdings egal. Die freut sich locker weiter, wenn sie das nächste Mal in einem Marvel-Streifen sitzt und sich berieseln lässt, während Robert Downey Junior oder wer auch lustige Sprüche ablässt und die Handlung nur minimal Michael Bay Niveau überschreitet. Julio Espin

PS: Nicht falsch verstehen, Marvel hat auch einige Perlen hervorgebracht. Nicht zuletzt »Ant-Man« und »Deadpool« sind Schmuckstücke des Superheldenkinos, nur eben leider eine Seltenheit.

Julio Espin

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