24. Juni 2021

Die Abenteuer der Lausitzerin Wilma

Neue Werke von Stuber, Maccarone, Wnendt, Komandarev und Mundruczo – die MDM fördert Film- und Medienprojekte mit über 4,7 Millionen Euro
Die Abenteuer der Lausitzerin Wilma
Der Vergabeausschuss der Mitteldeutschen Medienförderung GmbH (MDM) hat in seiner ersten Sitzung 2021 am 10. März Fördermittel in Höhe von 4.714.300 Euro für insgesamt 31 Projekte vergeben.

Mit 650.000 Euro wird der neue Film von Regisseur Thomas Stuber unterstützt: Das Drehbuch des episodischen Dramas »Die stillen Trabanten« (Sommerhaus Filmproduktion) hat er nach den vielfach prämierten Arthouse-Erfolgen »Herbert« und »In den Gängen« erneut mit Schriftsteller Clemens Meyer verfasst. Ein Wachmann, der seine Runden um ein Ausländerwohnheim dreht, eine vor dem Krieg geflohene Ukrainerin und ein Imbissbuden-Besitzer, der sich in eine islamische Konvertitin verliebt, sind nur drei Figuren, anhand derer Stuber auf zarte und melancholische Weise die Befindlichkeiten von in Ostdeutschland lebenden Menschen am Rande der Gesellschaft erkundet.

Eine ostdeutsche Frau Ende Fünfzig steht im Zentrum der Tragikomödie „Die Abenteuer der Lausitzerin Wilma“ von Maren-Kea Freese. Nachdem sie ihren Job in einem Elektrohandel verloren und ihren Mann Alex beim Seitensprung ertappt hat, bricht Wilma kurzerhand nach Wien auf, wo ihre Jugendflamme Martin als Filialleiter eines Baumarkts arbeitet. Dort erwarten sie zunächst weitere Enttäuschungen, bevor ihr zwischen Wiener Schmäh und Walzer-Schnellkursen für Chinesen ein Neuanfang voller positiver Energie gelingt (Ma.ja.de. Fiction, 400.000 Euro).

Der renommierte ungarische Arthouse-Regisseur und Theatermacher Kornel Mundruczo (»Jupiter's Moon«, Foto) analysiert in seinem neuen Werk »Evolution« anhand einer Familiengeschichte die Prägung von drei Generationen durch den Holocaust. Den Alltag der Budapester Auschwitz-Überlebenden Eva, ihrer in Berlin lebenden Tochter Lena, die sich vom eigenen Judentum distanzieren will, sowie von Lenas Teenager-Sohn Jonas, der wegen seiner jüdischen Herkunft angefeindet wird, verknüpft Mundruczo zu einem Triptychon über Trauma und Antisemitismus. (Match Factory Productions GmbH, 250.000 Euro).

Angelina Maccarone realisiert mit »Klandestin« ein komplexes Drama mit hochkarätiger internationaler Besetzung, das 2017 die Goldene Lola für das beste unverfilmte Drehbuch gewann. Schauplatz ist die EU-Hauptstadt Brüssel, wo vier Menschen unterschiedlichster Herkunft – darunter die konservative deutsche Parlamentsabgeordnete Mathilda und der 17-jährige marokkanische Flüchtling Malik – aufeinandertreffen und sich ihre Schicksale ineinander verstricken. Die erste Produktion der in Erfurt neu gegründeten Cala Film Central wird mit 480.000 Euro unterstützt.

Unter der Regie von Sherry Hormann entsteht die aufwendige High-End-Serie »Torstraße 1«. In der politisch instabilen und wirtschaftlich prekären Situation der späten 1920er Jahre will sich die junge, aus der Provinz stammende Vicky in Berlin ein freies, selbstbestimmtes Leben aufbauen. X Filme Creative Pool erhält für die Serie 500.000 Euro Produktionsförderung.

Der libanesische Filmemacher Cyril Aris verwebt in seinem Spielfilmdebüt »It's a Sad and Beautiful World« vier Jahrzehnte der Geschichte seines Heimatlandes mit einer poetisch-magischen Liebesgeschichte. Nino und Soraya werden 1982 an einem Tag geboren, an dem zwei neue Sterne am Himmel entdeckt werden. Als Erwachsene werden beide ein Paar, doch ihre völlig unterschiedlichen Ansichten und die harte Lebensrealität im Libanon stellen ihre Liebe auf immer wieder auf die Probe (Reynard Films, 250.000 Euro).

In seinem Drama „Rot“ erzählt Camiel Schouwenaar vom zwölfjährigen Rotterdamer Straßenkicker Dylan, der so gut werden möchte wie sein großes Fußballidol. Als er von einem Auto angefahren wird und querschnittsgelähmt im Rollstuhl landet, findet sein großer Traum ein jähes Ende. Doch mit der Unterstützung seiner Freunde kämpft sich Dylan aus seiner Verzweiflung heraus (ostlicht filmproduktion, 250.000 Euro).

Im Coming-of-Age-Film „Sonne und Beton“ heftet sich Regisseur David Wnendt an die Fersen des 14-jährigen Lukas und seiner Freunde, deren Leben im sozialen Brennpunkt der Neuköllner Gropiusstadt von Langeweile, Gewalt und Drogen geprägt wird. Die mit 230.000 Euro geförderte, von Seven Elephants produzierte Filmadaption des Romans von Felix Lobrecht bietet einen schonungslosen Blick in die Welt der Jugendlichen hinter der betonierten Fassade eines Berliner Problemkiezes.