TRAILER

Die stillen Trabanten

Drama, Deutschland 2022, 120 min

Die meisten von ihnen haben schlecht bezahlte Jobs, fristen ein prekäres Dasein oder sind nahe dran. Es sind Menschen am Rande der Großstädte, kaum wahrgenommen, randständig und übersehen wie die Trabanten-Siedlungen, in denen sie leben. Bistrobesitzer Jens (Albrecht Schuch) verliebt sich in Aischa (Lilith Stangenberg), die Nachbarin in seinem Wohnblock. Wachmann Erik (Charly Hübner) erinnert die im Objekt 95 untergekommene Marika (Irina Starshenbaum) an eine vergangene Liebe. Christa (Martina Gedeck) putzt Züge, leidet elend unter der Eintönigkeit ihrer Tage und sucht am Ende der Schicht Trost an der Seite der Friseurin Birgitt (Nastassja Kinski). Kurze Begegnungen finden statt, leise und unspektakulär. Hauchzarte Momente, in denen die Alltagslast abzufallen scheint, sie kommen mit sparsamen Gesten und knappen Sätzen aus, und sie verwehen viel zu rasch.
Regisseur Thomas Stuber und Autor Clemens Meyers bleiben sich treu und führen ihre Zusammenarbeit fort. Nach »Von Pferden und Menschen« und »In den Gängen« verfilmt Stuber weitere meisterhafte Kurzgeschichten Meyers, der sich auch wieder als Drehbuchautor beteiligt. Stuber ist gleichfalls ein kongenialer Erzähler, er findet Bilder, die der Melancholie der einsamen Heldinnen und Helden des Leipziger Autors gerecht werden. Kat Frankie mit ihren sensiblen Sounds ist als dritte markante Stimme im Regieteam auf Augenhöhe. Der großartige Cast tut ein Übriges. Stuber kann für sich in Anspruch nehmen, auch die große Nastassja Kinski ins Boot geholt zu haben. Seine Empathie, die Würde, die er seinen Figuren verleiht, und das kleine Quäntchen Hoffnung in überwältigender Tristesse machen Thomas Stuber zu einem Seelenverwandten Aki Kaurismäkis.
Grit Dora