Nostalgia
Felice (Pierfrancesco Favino) kehrt zurück in das neapolitanische Stadtviertel seiner Kindheit, dem er als junger Mann den Rücken kehren musste. Ruhelos zieht er nach vierzig Jahren Exil in den Gassen seine Kreise und sucht zwischen all dem Neuen das Vertraute, auf das er durch den Schleier der Nostalgie blickt. Welcher wohlweislich auch die Gründe für seine Flucht verbirgt und für seinen Schwur, niemals nach Sanità, einem Stadtteil von Neapel, zurückzukehren. Im Viertel ist alles und jeder auf irgendeine Weise Teil von etwas Größerem, ganz gleich, ob dessen Bewohnerinnen und Bewohner zur Camorra dazugehören oder sich von ihr abgrenzen möchten. Den Organismus Neapel hält ihr dunkles Herz am Leben. Felices Reise zu diesem Teil seines Lebens beginnt mit seiner Mutter, die hier immer noch ausharrt, während er in Kairo eine Familie gegründet hat, und die wegen ihres Alters nun auf Hilfe angewiesen ist. Wiedersehensfreude und Scham halten sich die Waage und auch Teresa (Aurora Quattrocchi) mag nicht Felices dringlichste Frage nach dem Verbleib von Oreste Spasiano (Tommaso Ragno) beantworten. Alle Erinnerungen von Felice drehen sich im Grunde um seinen damaligen Busenfreund Oreste, und jeder Gang durch Sanità gerät schlicht zur Suche nach diesem Manne. Der seine Schritte längst denen von Felice angepasst hat; ausweichend, beschattend und jede Nähe vermeidend. Oreste gilt mittlerweile als Kopf der lokalen Mafia. Als Felices Mutter stirbt und der 55-Jährige nun zu seiner Familie zurückkehren könnte, sitzt er längst in der nostalgischen Falle von Sanità. Immerzu nach dem Bruder seiner Jugend suchend, ignoriert er die Botschaften der Camorra, die seine Wohnung verwüstet oder das neue Motorrad zerstört, das er sich zulegt, so wie Oreste damals eines hatte. Auch verschließen sich immer wieder Türen und Fenster buchstäblich, sobald er naht. Je mehr das Viertel dem Uneinsichtigen die Rückkehr verweigert, desto dringlicher bettelt er um das erlösende Treffen.
alpa kino
www.mfa-film.de/kino/id/nostalgia
Buch: Mario Martone, Ippolita Di Majo nach einem Roman von Ermanno Rea
Regie: Mario Martone
Darsteller: Pierfrancesco Favino, Francesco Di Leva, Tommaso Ragno, Aurora Quattrocchi, Sofia Essaïdi, Nello Mascia, Emanuele Palumbo, Artem, Salvatore Striano
Kamera: Paolo Carnera
Produktion: Picomedia, Mad Entertainment, Medusa Film, Rosebud Entertainment Pictures, Gennaro Fasolino, Chiara Grassi, Angelo Laudisa, Roberto Sessa, Luciano Stella
Bundesstart: 08.06.2023
Start in Dresden: 08.06.2023
FSK: ab 12 Jahren