City of Darkness

Kowloon Walled City sieht aus, als hätte ein riesiges Monster ganz Hongkong verschlungen und dann wieder Jenga mäßig zusammengeklotzt. Night City, Neo Tokio und wie all die dystopischen Zukunftsstädte heißen. Wenn man das Stadtviertel in »City Of Darkness« zum ersten Mal sieht, könnte man glatt glauben, es mit einem dieser dystopischen Science-Fiction-Filme zu tun zu haben, in dem der arme Teil der Bevölkerung in gigantischen Mega-Slums zusammengepfercht wird. Aber die einstige chinesische Enklave wurde bereits 1993 abgerissen und der neue Film von Soi Cheang spielt sogar Ende der Achtziger. Der nach Hongkong geflüchtete Chan Lok Kwan (Raymond Lam) nimmt an illegalen Untergrundkämpfen teil, um sich gefälschte Ausweispapiere leisten zu können. Als er sich nach einem besonders überzeugenden Sieg weigert, fortan für den Triaden-Boss Mr. Big (Sammo Hung) zu arbeiten, wird er von diesem übers Ohr gehauen. Lok lässt sich das nicht bieten und stiehlt einen Sack voller Kokain. Auf der Flucht vor den Triaden-Schergen landet er in Kowloon Walled City. Die Bevölkerung von Kowloon Walled City verdient ihr Geld zwar mit Drogen und Prostitution, aber wer sich an die Regeln hält, der fand hier eine große Familie. Wer anderen half, der durfte damit rechnen, dass auch ihm geholfen wird. Und Unterstützung kann Lok schon bald gut gebrauchen: Wie sich herausstellt, ist er nämlich nicht irgendwer, sondern der verschollene Sohn eines Mannes, der sich einst viele mächtige Feinde in Hongkong gemacht hat - und die sinnen selbst Jahrzehnte später auf blutige Rache.
José Bäßler