A Real Pain

Zwei Amerikaner unterwegs in Polen: Die jüdischstämmigen Cousins David (Jesse Eisenberg) und Benji (Kieran Culkin) reisen nach dem Tod ihrer Großmutter nach Europa, ihr Ziel ist das Haus, in dem die Großmutter aufwuchs. Eine Tour zu den Wurzeln also, ein Anknüpfen an die Familiengeschichte. Leichter gesagt als getan, da die beiden gänzlich unterschiedliche Typen sind. David, sehr bedachtsam und überstrukturiert, ein Kopfmensch durch und durch, tut sich schwer mit der Spontanität seines Cousins, der meist aus dem Bauch heraus agiert. Ihre so unterschiedlichen Anlagen sorgen für reichlich Konfliktpotential auf dieser Reise in die Vergangenheit. Auf der entschleunigten Zugreise durch Polen gibt es reichlich Zeit für den Austausch über die wesentlicheren Dinge des Lebens. Warum haben sie sich auseinandergelebt, wie nähern sie sich der Vergangenheit und wie wird es ihnen gelingen, mit den neuen Erfahrungen umzugehen? Ein intensiver Prozess von Abstoßung und Anziehung, ein Wechselbad der Gefühle und die wachsende Fähigkeit, einander Halt geben zu können. Jesse Eisenberg, der dem Drehbuch die Geschichte seiner Familie zugrunde gelegt hat, spielt in seiner zweiten Regiearbeit nach »When You Finish Saving The World« mit der ihm eigenen Konsequenz den getriebenen Stadtneurotiker. Mit Kieran Culkin (»Succession«) hat er den perfekten Widerpart zu seiner Figur gefunden. Das Zusammenspiel der beiden entwickelt eine wunderbar komödienhafte Leichtigkeit, die den schwierigen Themen der Trauerbewältigung und vererbten Traumata jederzeit gerecht wird, weil sie für maximale Fallhöhe sorgt.
Grit Dora