Originalfassung mit UT
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Kneecap

Komödie/Drama, Irland/Großbritannien 2024, 105 min

In Belfast spricht niemand beim Polizeiverhör gern die Sprache der Besatzer. Liam und Naoise bekamen von klein auf ihre gälischen Lektionen von Naoise's Dad Arlo (Michael Fassbender), der aber bald sein Heil im vorgetäuschten IRA-Freitod suchte. Jedes irisch gesprochene Wort sei eine Kugel im Kampf gegen die verhassten Briten. Deren dümmste Idee ja wohl definitiv war, neben all dem Semtex-Zoff in Nordirland ernsthaft zu glauben, man könne die irische Sprache verbieten. So wird Muttersprache zur Waffe. Für die irische Hip-Hop-Szene in Belfast ein Mega-Geschenk. Das verdammte Problem? Es gibt keine irische Hip-Hop-Szene. Die irische Regierung zerbricht gerade daran, die eigene Sprache der englischen gesetzlich wieder gleichzustellen. Die Generation Z heißen hier Waffenstillstandsbabys und sie verticken Drogen. So trifft Liam (Liam Óg Ó Hannaidh) also auf dem Polizeirevier diesen J.J. (JJ Ó Dochartaigh), keinen Gleichgesinnten zwar, doch zumindest spricht er irisch, lässt die Drogen für ihn verschwinden und zeigt sich beeindruckt von Liams flottem Mundwerk. Sofort verwandelt J.J., der gelernte Musiklehrer, im Geiste dessen Reime in Beats & Bullets und lädt Liam und Naoise (Naoise Ó Cairealláin) ein, um ein paar Tracks zu produzieren. Ob er sich auch für deren republikanische Ideale ins Knie schießen lassen würde, muss sich erst noch zeigen… Heilige Scheiße, wie geil muss das denn sein? Wenn du als Band deine eigene Vita im Kino spielen darfst? Das Hip-Hop-Trio Kneecap lässt es seit acht Jahren ordentlich krachen in Belfast. Mit ihnen erobert sich eine neue Generation ihre Muttersprache zurück. Jetzt ballern sie ihre Kugeln direkt auf die Leinwand. Alles beginnt mit einem ausgestreckten Mittelfinger. In Richtung der Polizei und der Regierung, C.E.A.R.T.A heißt das erste Stück, irisch für das Recht, und im konkreten Fall erstmal für das Recht, mit allen reimbaren Drogen einen draufzumachen. Die Geste wirkt also schnell auch in Richtung der R.R.A.D., der Radikalen Republikaner gegen Drogen. Bei diesen Ex-IRA-Typen könnten sie sich schneller blutige Kniescheiben holen, als ihnen lieb ist.
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