TRAILER

Schneewittchen

Family, USA 2024, 109 min

„Ja was denn, schon wieder eine Verfilmung des Grimmschen Märchens?“, werden unsere Stammleser ausrufen! Schließlich gab es erst 1961 eine wunderbare Darbietung im DDR Kino und dann halbjährig im Staatsfunk und seit 1990 im MDR. Muss man denn alles neu machen? Marianne Christina Schilling als böse Stiefmutter und die anmutige Doris Weikow als Schneewittchen. Das reicht für alle Ewigkeit.
Doch nein, Hollywood will wieder den Osten kopieren und was haben sie davon? Einen ordentlichen Internetskandal oder, wie wir Jugendlichen es ausdrücken: einen deftigen Shit Storm! Der Trend bei Disney, alte Trickfilmklassiker in Realfilm neu zu veröffentlichen, ist ja seit einigen Jahren Mode, mal mehr, mal weniger erfolgreich. Aber bereits die Ankündigung zum Märchen hinter den sieben Bergen wurde mindestens gleich oder gar heftiger kritisiert als die Umsetzung von Arielle. Und auch hier war es zu Beginn die Studio Idee, das Mädchen „mit einer Haut, so weiß wie Schnee“ mit einer eher sonnenverwöhnten Latina zu besetzen, die zum Unmut führte. Rachel Zegler konnte ihr Glück kaum fassen, bekam allerdings auch die volle Breitseite des virtuellen Zorns an ihr Haupt „so schwarz wie Ebenholz“. Und als „Frau von Welt“ nutzte sie ihre Reichweite gleich zum verbalen, feministischen Klassenkampf - Öl ins Feuer der konservativen Märchengemeinde. Als garstige Königin vorm Spiegel wurde ihr die grazile Gal Gadot an die Seite gesetzt, was allgemein Wohlgefallen fand, aber erneut zum Angriff auf Zegler führte: „Wenn DAS die böse Königin ist, kann es ja hinter den sieben Bergen keine Schönere geben!“ wurde ausgerufen.
Doch für das Finale hatte sich das Produktionsteam noch einen Trumpf aufgehoben: Die Zwerge! Wer glaubt, die sieben „Männer im Wald“, vom ostfriesischen Otto angeführt, wären die schlimmste Variante der Kinogeschichte gewesen, wurde 2022 eines Besseren belehrt. Auch in der aktuellen Version waren es keine Gnome, sondern ausgewachsene Menschen, die in ersten Bildern präsentiert bzw. ungefragt und heimlich veröffentlicht wurden. Dem Zeitgeist entsprechend mit allen Hautfarben der Welt und natürlich allen (bekannten) Geschlechtern. Im Bereich PR ließ das Studio dann auch kein Fettnäpfchen aus, schwafelte etwas von „magischen Wesen, statt Zwergen“ und zu allem Überfluss schaltete sich der bekannteste Kleinwüchsige Hollywoods, Peter Dinklage noch ein, um zu erklären, dass Kleinwüchsige, die Zwerge spielen, quasi Rassismus sei. Er selbst ist am Film allerdings gar nicht beteiligt und andere Schauspieler seiner Größe widersprachen ihm scharf, denn erstens sind Zwerge per Definition nun mal klein und es ist damit unsinnig, sich von normalgroßen Schauspielern auch noch genau diese Rollen „wegschnappen“ zu lassen und zweitens: Wer hat denn Dinklage zum Sprecher des Filmzwergenvolkes ernannt?
Für all die Frevel bekam die Produktion dann zuerst Corona in den Drehplan und im April 2022 noch ein großes Feuer am Set.
In der finalen Version hat man nun gänzlich auf menschliche Charaktere unter der Zipfelmütze verzichtet und reine Computeranimationen eingefügt - so haben dann alle verloren. Ob das Endprodukt wenigstens Kinder erfreut, die sich aus diesem gesellschaftspolitischen Unfug gar nichts machen, werden die Besucherzahlen zeigen. Bei der dunkelhäutigen Arielle war es auch egal - Disney hat ein kräftiges Plus eingefahren.
König Pinselbube