Funny Birds - Das Gelbe vom Ei

Als sei es für Charlie (Morgan Saylor) nicht bereits schwierig genug, sich mit einem Studium an der Backe nebenher auch noch um die Hühner-Farm ihrer kranken Mutter zu kümmern, steht eines Tages eine ältere Dame vor der Tür und erklärt, charmant lächelnd, sie sei Charlies Großmutter. Aber der Reihe nach. Die junge Frau willigt ein, ihrer kranken Mutter Laura (Andrea Riseborough) unter die Arme zu greifen. Die Bestrahlungen setzen Laura zu, körperlich wie auch finanziell, sie lebt allein, und der Hühnerhof stellt ihre wirtschaftliche Existenz dar. Charlie, die BWL studiert, checkt die Dringlichkeiten und eilt nach Hause. Nicht ahnend, dass hier mehr als eine Überraschung auf sie wartet. Weder von der schlichten Existenz, noch von der Jahrzehnte lang zerrütteten Beziehung zwischen ihrer Großmutter Solange (Catherine Deneuve) und Laura, hat Charlie auch nur den Funken einer Idee. Und dann steht sie vor ihr. In all ihrer Grandezza und fröhlichen Selbstverständlichkeit und erweitert den Familienhorizont ihrer Enkelin. Seien wir mal ehrlich, klopfte eine wie Catherine Deneuve an unsere Tür, sie könnte uns mit jeder Geschichte um ihren kleinen Finger wickeln…
Mit „Au fil des saisons“ (Im Laufe der Jahreszeiten) liefern Hanna Ladoul und Marco La Via ein dicht gepacktes Drei-Generationen-Paket ab, clever und klug, flirrend und verführerisch; die typische feel good Dramödie. Und so ein Film ist ja auch immer ein Gefäß. In welches hinein wichtige Fragestellungen gehören. Mit deren Beantwortung die Akteurinnen sich dann befassen dürfen. Neben den zwei, drei Gründen, warum eine Mutter stehenden Fußes aus dem Leben ihrer kleinen Tochter verschwinden konnte, und einen Ashram dem amerikanischen Ehefrauenleben vorzog, oder dem Mehrwert, den Kapitalmarkt zu studieren, ohne die liberalen Werte der eigenen Mutter zu verraten, wandern auch drei völlig verschiedene Ideen von Feminismus hinein, die bei einem Joint und einem ordentlichen Roten miteinander aufs Köstlichste verschwimmen.
alpa kino