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Monsieur Aznavour

Drama/Biografie, Frankreich 2024, 135 min

Mon Dieu, quel dommage! Ausgerechnet am 1. Oktober 2018, als diese gesamte Produktion starten sollte und als sich Charles Aznavour mit „seinem Filmteam“ zusammensetzen wollte, er war aufgeregt wie ein Kind und hocherfreut über die Ehre, welche ihm hier zuteil werden sollte, also just an diesem Tag verstarb der große Chansonier im Alter von 94 Jahren. Dass sein Leben nicht allein aus über 1.000 Liedern auf ca. 200 Mio. verkauften Schallplatten, aus wunderbaren Rollen in 70 Filmen, drei Ehen und sechs Kindern oder einem armenischen Botschafterposten in der Schweiz bestehen würde, davon soll dieser Film auch erzählen. Denn dergleichen sich vorzustellen, hätte der kleine Charles Aznavourian sich in den Zwanziger Jahren des vorigen Jahrhunderts wohl nie zu träumen gewagt. Andererseits stand für den Knaben fest, ein berühmter Sänger werden zu wollen, nachdem er zum ersten Mal auf einer Bühne stand, weil er den Zauber spürte und wohl auch schon ein wenig von seinem Talent. Und weil ihn die Wehmut jener Musik gefangen nahm, die sich durch seine Kindheit zog, russische Roma-Weisen, georgische Fröhlichkeit, armenische Wehmut, alles vermischt mit französischem Chanson. Mit einem einfachen wie genialen Konzept fügt der Film die kleinen Geschichten zueinander. Die verschiedenen Kapitel bestehen aus einer Handvoll Chansons, zumeist aus der Zeit, als Aznavour, selbst schon berühmt und erfolgreich, zurückblickte auf seine Kindheit, seine Jugend, seine Zeit als aufstrebender Niemand, dem schlicht und einfach nur eine Edith Piaf begegnen musste, damit alles endlich beginnen möge… Wer nun glaubt, dem viel zu kleinen Mann mit dieser heiseren Stimme, aus ärmlichen Verhältnissen, staatenlos zudem (seine Einbürgerung als richtiger Franzose dauerte für den in Paris geborenen Sohn einer Armenierin und eines Georgiers 23 Jahre!) seien nun Türen offen gestanden und die Menschen zu Füßen gelegen, mag der Einladung zu diesem Film folgen. Und mag staunen. Wie schwer und bitter, leicht und beschwingt zugleich, sich alles fügt. Fröhlich singende Familienmitglieder, festgehalten dank Aznavours Filmbesessenheit, vermischen sich mit harter Studioarbeit, und diese mit erst jüngst recherchierten Bildern vom Völkermord am armenischen Volk, intime Momente mit wogenden Zuschauermassen, und diese mit garstigen Hasstiraden. Und über allem erklingt die unverwechselbare Stimme von Monsieur Aznavour.
alpa kino