Drei Kilometer bis zum Ende der Welt (OmdU)
Adrians Vater rät der Dorfpolizist, er möge seinem Jungen ins Gewissen reden; der solle die
Anzeige wegen schwerer Körperverletzung und Diebstahl zurückziehen. Dann hätten sie hier alle bald wieder Ruhe, der Dorfpolizist behielte seine saubere Akte, und der Vater würde, so wie die Dinge liegen, bei Zentov sogar seine Schulden loswerden. Gut für alle. „Ach so, und schicke deinen Sohn besser wieder zurück in die Stadt.“ Sonst gibt es noch richtigen Ärger im Dorf. Adrians Mutter rät der Pfarrer, sie möge ihren Jungen zu ihm bringen, ein Arzt sei hier machtlos, er wisse ein Kloster, denn nichts benötige ihr Sohn so dringend wie den Beistand Gottes. „Und eine Bibel unterm Kopfkissen“ sonst geriete ihm hier das Dorf noch zur Hölle. Und Adrian selbst? Der 17- Jährige (Ciprian Chiujdea), den alle nur Adi rufen, verbringt die letzten Ferien bei seinen Eltern. Gern würde er nach Bukarest gehen, gern zusammen sein mit Radu, und gern würde er das alles seinen Eltern nicht verheimlichen müssen. Als hinter seinem Rücken eine derbe Posse beginnt, welche mit geschultem Blick und in eleganten Bildern von Homophobie, amtlicher Korruption und religiösem Fanatismus erzählt. In dem Donau-Delta-Dorf befindet sich das Ende der Welt. Wo ein Mann abwägen muss, was er tut, will er das feine Gespinst aus Grenzüberschreitung, Selbstjustiz und Aberglaube auch weiterhin fest im Griff haben. Welches fast noch zu zerreißen droht, als aus der Kreisstadt eine Dame vom Jugendamt auftaucht. Ihr läge eine anonyme Anzeige vor wegen schwerer Verletzungen und Freiheitsberaubung eines Jugendlichen. Und wegen eines vermeintlich an ihm durchgeführten Exorzismus. Der rumänische Regisseur Emanuel Parvu leuchtet in seinem zweiten Kinofilm sehr aufmerksam die Machtverhältnisse aus, wie sie am Ende der Welt immer noch funktionieren. Im Film tauchen vier Frauen auf. Lara macht, was der Dorfpolizist ihr sagt, Adis Mutter macht, was der Priester ihr sagt, die Dame vom Jugendamt macht, was ihr Chef ihr sagt…, einzig Ilinca macht nicht, was Adi ihr sagt. Ein Glück.
alpa kino
Buch: Emmanuel Pârvu, Miruna Berescu
Regie: Emmanuel Pârvu
Darsteller: Ciprian Chiujdea, Bogdan Dumtrache, Laura Vasiliu, Valeriu Andriutâ, Ingrid Micu-Berescu, Adrian Titieni, Richard Bovnoczki, Vlad Brumaru, Alina Berzunţeanu, Costel Zamfir, Vlad Crudu, Daniela Vitcu
Kamera: Silviu Stavilâ
Produktion: FamArt Production, MMS Communications, National Cinema Center
Bundesstart: 25.09.2025
Start in Dresden: 25.09.2025
FSK: ab 12 Jahren