Les salauds - Dreckskerle
Geht ein Seemann an Land, dann verliebt er sich nicht gleich in die erstbeste geheimnisvoll Lächelnde. Folgt ein Bruder der Bitte seiner Schwester und sucht den Freitod seines Schwagers zu ergründen, stürzt er sich deswegen nicht gleich ins Verderben. Und ein Familienvater setzt nicht alles aufs Spiel, bekommt er einmal vorgeführt, wie auch andere Eltern die Seelen ihrer Kinder verkaufen. Nicht, wenn nicht Claire Denis ein paar Dreckskerle ausgemacht hätte in dieser Welt, die es zur Strecke zu bringen gilt. Und nicht, wenn die ambitionierte Autorenfilmerin nicht unerschrocken wie eh und je und auf Feel-Good-Movie-Qualitäten pfeifend, jede der Figuren sorgsam abklopft und gnadenlos entlarvt. Als den Schiffskapitän Marco (Vincent Lindon, das alte Schlachtschiff) der Hilferuf seiner Schwester erreicht, eilt er nach Paris. Die Schuld am Tod ihres Mannes schiebt sie Laporte in die Schuhe, einem stinkreichen Geschäftsmann, den Marco schon bald observiert. Und mit dessen Gespielin Raphaelle (bei Chiara Mastroianni würde wohl mancher anklopfen) er ganz unverfroren eine Liaison beginnt, nachdem er im selben Haus ein Appartement bezogen hat. Laporte (Michel Subor, der ausschaut wie Joseph Ratzinger auf Chrystal) gilt als Kopf eines Menschenhändlerringes. Dessen Drogen- und Prostitutionsgeschäfte haben auch Marcos Nichte Justine mit Blut besudelt. Bevor der brave Seemann jedoch zum großen Feldzug ausholen kann, lähmen seinen Arm erst einmal die Verstrickungen seiner Schwester, seiner neuen Geliebten und auch seine eigene, längst vergessen geglaubte Schuld. Wer Claire Denis kennt, der wird sich zurechtfinden zwischen den de Sade-, Faulkner- oder Kurosawa-Anleihen, der wird gern mit der 66-jährigen Regisseurin das Privileg teilen, Stuart A. Staples Stimme zu lauschen, während man mit den Augen das Gesicht von Colin Grégoire auf der Leinwand zu entdecken sucht. Ein cineastischer Schmaus, der auch vergiftet ist. Mit einem Maiskolben.
alpa kino
Buch: Jean-Pol Fargeau, Claire Denis
Regie: Claire Denis
Darsteller: Vincent Lindon, Chiara Mastroianni, Julie Bataille, Michel Subor, Lola Créton, Alex Descas
Kamera: Agnès Godard
Musik: Stuart Staples
Produktion: Wild Bunch, Pandora Film, Brahim Chioua, Laurence Clerc, Olivier Théry-Lapiney
Bundesstart: 26.12.2013
Start in Dresden: 13.02.2014
FSK: ab 16 Jahren