Der Sohn der Anderen

Drama, Frankreich 2012, 105 min

Das Sujet von in der Wiege vertauschten Kindern ist in der Kunst gewiss nicht neu. Nahe liegend auch, das Thema auf den scheinbar unlösbaren Konflikt zwischen israelischen Juden und Palästinensern zu projizieren.
Anfang der 1990er Jahre werden in einem Krankenhaus in Haifa kurz nach der Geburt versehentlich zwei Babys vertauscht: einer Palästinenser, einer Jude. Jahre später - aus den Kindern sind Teenager geworden - wird der Fehler entdeckt. Notgedrungen müssen sich die jüdische Familie Silberg und die palästinensische Familie Al Bezaaz‘ mit der Tatsache befassen, ein fremdes Kind, ja das Kind von „Feinden“ aufgezogen zu haben. Während der Schock bei den Vätern tief sitzt, gehen die Mütter schon bald unvoreingenommen aufeinander zu. Der „Palästinenser“ Yacine und der „Jude“ Joseph hadern vor allem mit ihrer eigenen Identität. „Muss ich jetzt meine Kippa gegen eine Selbstmordbombe eintauschen?“ fragt Joseph. Und „Bin ich überhaupt noch jüdisch?“ (Der Rabbi verneint). Nach kurzem Fremdeln verstehen sich die Jungen jedoch fast auf Anhieb. Sie werden fast so etwas wie Brüder: Isaak und Ismail, die zwei Kinder Abrahams.
Dass der schwelende Hass zwischen Juden und Palästinensern hier gegen den gesunden Menschenverstand, ja gegen schlichte Menschlichkeit keine Chance hat, mag fast ein wenig märchenhaft anmuten. Aber he: Wäre es nicht schön, wenn Märchen auch einmal wahr würden? Man soll die Hoffnung ja nicht aufgeben.
Angela Stuhrberg