Rock the Kasbah

Komödie, USA 2015, 107 min

Na Mensch, nun war ich in froher Erwartung, dass Barry Levinson einen Film über das Leben und Wirken von The Clash bzw. Joe Strummer in Szene gesetzt hätte, aber weit gefehlt. Um es vorweg zu nehmen, hier wird weder irgendetwas gerockt, geschweige denn in irgendeiner Kasbah, die es bekanntermaßen eigentlich nur in den Maghreb-Staaten Nordwestafrikas gibt. Der Film hingegen spielt zum größten Teil in Afghanistan, welches wohl weniger in benannter Region zu finden ist. Nun finde ich einen Austragungsort einer Komödie in Afghanistan, ich will mal so sagen, etwas leicht problematisch, auch wenn man dort einen Publikumsgaranten und Sympathieträger wie Bill Murray aufschlagen lässt. Murray gibt den abgewohnten Musikmanager Richie Lanz, dem im Alter nur noch seine letzte weibliche „Entdeckung“ Ronnie (Zooey Deschanel), geblieben ist, mit der er jetzt nach Kabul zur Truppenbetreuung fahren soll, um überhaupt noch etwas zu reißen. Kaum angekommen, hat Ronnie aber ziemlich die Mieder voll und tritt, ohne sich bei Richie abzumelden, mit seiner gesamten Kohle zuzüglich seines Passes die Heimreise an. Zu allem Überdruss stellt sich für Richie heraus, dass Ronnie den Söldner Bombay Brian (Bruce Willis) engagiert hatte, sie außer Landes zu bringen, diesen aber nur zur Hälfte bezahlt hat, da laut ihrer Aussage den Rest Richie Lanz begleichen würde. Auf den Irrungen und Wirrungen afghanischer Gegebenheiten und Befindlichkeiten, die Richie nicht nur einmal in den Lauf einer Schusswaffe blicken lassen, stößt er auf eine nicht ganz halale Möglichkeit, an Geld für Bombay Brian und seine Rückreise zu gelangen. Doch die unerwartete Entdeckung der phänomenalen Stimme von Salima (Leem Lubany), einer jungen Einheimischen in der tiefsten afghanischen Pampa, lassen ihn eine neue berufliche Chance wittern: „Afghan Star“! Diese Veranstaltung gibt es zu meinem Erstaunen bereits seit 2005 tatsächlich und stellt im Unterschied zum deutschen Pendant „Deutschland sucht den Superstar“ für viele islamische Geistliche und konservative Afghanen eine pure Provokation dar. Dementsprechend ist Salimas Vater sowie die Dorfgemeinschaft, äh, und ich meine eigentlich das ganze Land, von Richie Lanzs Idee, Salina zur goldenen Stimme von Kabul zu krönen, euphemistisch ausgedrückt, nicht so wirklich begeistert. Doch beide werden ihren Weg gehen und Richie muss dieses Mädchen zum Star machen, auch wenn der Film etwas zu sehr herum eiert und es der Regisseur an Konsequenz mangeln lässt. Ein stellenweise hochgradig amüsanter Film, in dem es leider nicht verhindert wurde, streckenweise einfach nur immens dämlich zu sein. Schade, dass das Konzept nicht wirklich aufging, da es durchaus mutig und gewagt ist, eine Komödie in einem Land handeln zu lassen, das bekanntermaßen wenig Anlass zum Lachen gibt. Zu oft stellt sich der Film selber ein Bein, in dem er einfach zu dicken Belag ins Rennen wirft. Ja, Bill Murray lädt natürlich immer wieder zu äußerst lustigen Momenten ein, wäre da nicht dieses etwas unbehagliche Gefühl.
Ray van Zeschau

Buch: Mitch Glazer

Regie: Barry Levinson

Darsteller: Bill Murray, Bruce Willis, Kate Hudson, Zooey Deschanel, Scott Caan, Danny McBride, Taylor Kinney, Eugenia Kuzmina

Kamera: Sean Bobbitt

Musik: Marcelo Zarvos, Cat Stevens

Produktion: Dune Films, Mitch Glazer, Bill Block, Steve Bing, Jacob Pechenik, Ethan Smith

Bundesstart: 24.03.2016

Start in Dresden: 24.03.2016

FSK: ab 12 Jahren