Birnenkuchen mit Lavendel

Komödie, Frankreich 2016, 97 min

Die Millisekunde, in der Louise (Virginie Efira) beim Fahren auf ihr Handydisplay schaut, genügt, um Pierre (Benjamin Lavernhe) aufzugabeln. Er prallt auf ihre Frontscheibe. In einer französischen Komödie verursacht ein derartig harter Zusammenstoß nicht zwingend schwere Verletzungen, leichte Herzbeschwerden allerdings kann man nie ausschließen. Louise verarztet den schüchternen Fremden, einen Mann, der ein wenig eigen scheint, auf eine Weise, die nicht von dem kleinen Unfall herrühren kann. Sie nimmt Pierre einstweilen auf, hat ohnehin keine Zeit für Nachfragen - ihr Landgut kostet sie alle Kraft. Die Geschäftspartner misstrauen den Fähigkeiten der jungen Witwe. Die Bank droht Louise den Kredit zu streichen, weil sich ihre selbst angebauten Birnen nach dem Tod des Ehegatten nicht mehr so gut auf dem Markt verkaufen.
Pierre will bleiben. Er hat kein wirkliches Zuhause, nur einen Zufluchtsort. Intensiver Empfindungen fähig, genießt er mit allen Sinnen die Atmosphäre auf Louises Birnen- und Bienenplantage und versucht zu helfen. Als Verstärkung auf dem Markt taugt der skurrile Typ allerdings wenig, zu besonders ist sein Umgang mit den Mitmenschen, zu spezifisch seine landwirtschaftlichen Kenntnisse. Seine rationale Ausdrucksweise verstört die Kunden.
Regisseur Eric Besnard hat mit Pierre eine Hauptfigur erfunden, die sich nicht entwickelt, nicht verändert. Was sich wandelt, ist der Blick der Zuschauer auf jemanden, der anders ist. Er bietet die Erkenntnis, dass Anderssein kein Makel sein muss, sondern Vorteile haben kann, von denen alle profitieren.
Eingebettet in das Licht der provenzalischen Drôme erzählt Besnard eine nicht zu weich gezeichnete und sehr sinnliche Liebesgeschichte, die auf dem Muster der romantischen Komödie aufbaut, aber nicht zum klassischen Happy End führt. Zwei Verliebte, die sich nicht berühren, fassen permanent Dinge an, die sich außerordentlich gut anfühlen. Birnen und Lavendel eben.
Grit Dora