The Forbidden Room

Drama/Komödie, Kanada 2015, 120 min

Bislang gibt es mit Guy Maddin nur einen einzigen Regisseur, der in der Lage ist, wild flackernde Albträume ohne Zwischenpause auf Zelluloid zu brennen. Als trieben seine Hirnströme direkt den Projektor an. Maddins archaische Filmfamilie, ohnehin eine wilde Brut seltsamster Gestalten, bekommt im neuen Werk ganz populären Zuwachs. Mit Charlotte Rampling, Mathieu Amalric und Udo Kier geraten recht viele bekannte Gesichter ins Trommelfeuer seiner bizarren Bilder und Ideen. Ineinander verschlungen winden sich die Geschichten wie durch die Sektionen eines U-Bootes, das im dunklen Traumozean taucht. Dessen Besatzung, ewig Pfannkuchen kauend, um einen plötzlich eingedrungenen Holzfäller geschart, von dessen vergeblichen Versuchen hört, die Amnesie der schönen Margot zu heilen.
Einer Stummfilmdiva gleich, die vom Drachen entführt wurde, hockt Margot in der Höhle der roten Wölfe. Cesare, der Unerschrockene, stapelt für sie Innereien, wiegt Steine und drischt auf die Schweinsblase. Weiter irrt er durch die Wälder von Holstein-Schleswig und endet in einer Bar, wo Geraldine Chaplin dem armen Udo Kier Peitsche schwingend zu Leibe rückt. Letzterer leidet an einer Po-Psychose, er sieht Hinterteile überall und ist auch durch keine zunehmende Hirnamputation heilbar… Die Atemluft wird knapp im U-Boot, also rückt die Mannschaft enger zusammen und sucht den Kapitän. Als könne der alles auflösen. Immer neue Bilder legen sich über die vorhergehenden, der Vulkan spuckt Schicht um Schicht Lava aus, Skelette tanzen, Mörder weinen, Zeppeline kollidieren. In zwei archaischen Kinostunden stoßen Guy Maddin und Co-Regisseur Evan Johnson nie gesehene Tore auf zu verbotenen Zimmern, verscharren Leichen und zerstückeln gekonnt die Filmgeschichte, stürzen, fliegen, schäumen, viragieren, kleben und träumen einen Film. Im Bade.
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