Goethes Erben: Menschenstille
»Menschenstille« ist ein Stück über Depression, Freitod-Gedankenspiele, das Leiden des Einzelnen und das vielgestaltige Leiden der Gemeinschaft. Es verhandelt die Versuche des Subjekts, innerhalb einer rau gewordenen Gesellschaft einen Ort zu finden, an dem gelebt, gelitten und getrauert, aber auch Glück gesucht werden kann. Vielleicht macht dies »Menschenstille« zu einem Stück, das dem Zeitgeist den Spiegel vorhält: Deutschland ist heute wieder weit davon entfernt, ein tolerantes Land zu sein. Sündenböcke, Pranger, Scheiterhaufen - sie helfen Gesellschaften, sich kleingeistig besser zu fühlen. Dabei ist es jenen „besorgten Bürgern“ ganz gleich, ob Schwule, Ausländer oder einfach nur Andersdenkende zur Zielscheibe werden. Am Ende ist der Mangel an Bildung das wohl größte Problem und der Mensch entwickelt sich rückwärts, wird (zwischen-) menschlich blind. Welchen Ort gibt es in einem derartigen Klima für den Einzelnen mit seinen Schmerzen, Ängsten, Sorgen?
»Menschenstille« verhandelt diese Frage in einer gesellschaftlichen Zeitlupe. Ein langsames Stillleben, durch das wir vielleicht wieder sehen lernen…
Goethes Erben werden sicher auch mit diesem Stück polarisieren - und das ist wichtig, denn manchmal muss es eben weh tun, um sich dessen bewusst zu werden, was uns als Menschen und unsere Menschlichkeit als solche letztlich ausmacht - und dazu gehört ganz wesentlich, etwas zu empfinden und vor allem: dies zuzulassen.
Das Ensemble der beiden Abende besteht aus zehn Musikern, acht Tänzern sowie mehreren Holzstatuen des Bildhauers Remo Sorge, die im ersten der zwei Akte dieses Musiktheaterstückes eine wichtige Rolle spielen werden.
Aufgenommen am 9. & 10. Oktober 2015 im Europasaal, Das Zentrum, Bayreuth