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Die irre Heldentour des Billy Lynn

Drama, USA 2016, 113 min

»Die irre Heldentour des Billy Lynn« ist vor allem erst einmal ein großartiger Roman. Es ist eine Satire auf den überzogenen Einkaufcenter-Kapitalismus, denn Billy Lynns Einheit wird auf eine Propaganda-Tour durch die USA geschickt. Auftritte in Malls und Footballspiele gehören zu der Tour, die die Kameraden kurzfristig von ihrem Kriegseinsatz im Irak befreit und wie Zoo-Attraktionen durch die USA reicht. Gefeiert werden sie für ein vom US-Fernsehen gefilmtes Video, das die Abwehr feindlicher Gruppen zeigt. Insbesondere der junge Billy, der mit einer Hand seinen Kameraden verarztet und mit der anderen auf die Angreifer schießt, wird zum gefeierten Helden. Ein Held, von dem nun zurück in der Heimat jeder ein Stück abhaben und in dessen Glanz sich jeder gern sonnen möchte. Ang Lee, der bereits mit „Life of Pi” ein wunderbar ruhiges und einfühlsames Meisterwerk geschaffen hat, versucht sich an diesem Heldenepos mit einer ähnlichen Erzählweise. Es ist schwer, dabei die Satire des Buches auf die Leinwand zu bannen. Allerdings gelingt dem bislang unbekannten Hauptdarsteller Joe Alwyn, den jungen Soldaten Billy Lynn mit einer fesselnden Traurigkeit zu spielen. Dass es sein größter Traum ist, nicht wieder in den Krieg zurückkehren zu müssen, wird angesichts seines Heldenstatus' nicht verstanden. Doch nach und nach geraten die wahren Geschehnisse am Golf ans Licht und drohen während der spektakulären Halbzeit-Show eines Football-Spiels an Thanksgiving enthüllt zu werden. Die amerikanische Feier-Euphorie scheint meilenweit von der Realität des Krieges entfernt…
Viktoria Franke