Der Hauptmann
Was könnte ein von seinen eigenen Leuten zu Tode gehetzter, deutscher Gefreiter vier Wochen vor Ende des II. Weltkrieges anfangen, wenn ihm per Zufall eine hoch dekorierte Offiziersuniform in die Hände fiele? Er könnte wie einst der Schuster Voigt irgendwo einmarschieren und sich persönlich bereichern. Oder das zum Ende des Krieges immer sinnloser werdende Blutvergießen beenden helfen. Er hätte sich auch einfach nur an Hauptmann Junker (Alexander Fehling) rächen können, der die eingangs erwähnte Jagd auf Herold veranstalten ließ… Regisseur Robert Schwentke hatte zwar von Beginn an einen Film über das Phänomen tausender bereitwilliger Täter im Dritten Reich im Sinn, war dann aber von der gut dokumentierten Geschichte Willy Herolds zutiefst erschüttert worden. Der 19-jährige Schornsteinfegerlehrling Willy Herold aus Sachsen greift nach dem Hauptmannsrock sowie der damit einhergehenden Macht mit beiden Händen und schart ein paar Dutzend Versprengte um sich. Hierzu muss er gar nicht viel mehr tun, als die umherirrenden Soldaten einzusammeln. Wie den Gefreiten Freytag (Milan Peschel), der endlich wieder strammstehen und Befehle ausführen will. Seine Truppe erhält weiteren Zulauf, als „Hauptmann Herold“ plündernde Wehrmachtsangehörige zur Ordnung ruft. In Gegenwart einer Militärstreife droht er aufzufliegen und erklärt sich und seine Männer als „ein Sonderkommando mit Befehl von ganz oben“. Von hier an entwickeln sich die Ereignisse mit der mörderischen Dynamik des Kadaver-Gehorsams. Die brach liegende Infrastruktur der letzten Kriegstage katapultiert das „Kommando Herold“ in eine Machtposition, die mehr als einhundert Menschen das Leben kosten wird. Der falsche Hauptmann saugt von überall her Macht auf wie ein Schwamm und eignet sich Verantwortlichkeit an, welche andere Chargen angesichts des nahenden Endes allzu gern loswerden wollen. Als ihm in einem Gefangenenlager bereitwillig die „Lösung von gewissen Problemen“ übertragen wird, erlangt Herold mörderische Berühmtheit als der Henker vom Emsland…
alpa kino
Buch: Robert Schwentke
Regie: Robert Schwentke
Darsteller: Max Hubacher, Frederick Lau, Milan Peschel, Bernd Hölscher, Waldemar Kobus, Alexander Fehling, Samuel Finzi, Wolfram Koch, Britta Hammelstein, Eugenie Anselin
Kamera: Florian Ballhaus
Musik: Martin Todsharow
Produktion: Filmgalerie 451, Alfama Films, Opus Film, Facing East, Hands-on Producers, Frieder Schlaich, Paulo Branco, Piotr Dzieciol, Marcel Greive
Bundesstart: 15.03.2018
Start in Dresden: 15.03.2018
FSK: ab 16 Jahren