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Gundermann

Drama, Deutschland 2018, 127 min

Zur Sommersonnenwende 1998 starb Gerhard Gundermann. Er holte sein Abitur nach (O-Ton Gundi), welches kurz zuvor Rio Reiser und Tamara Danz schon bestanden hatten. Wer ist Gundermann? Hier rollt der Befragte mit den Augen oder holt die ganz tiefe Luft, um dem Gegenüber sein Herz auszuschütten. Der quasi-sächsische, singende Baggerfahrer aus der Familie der Hoyerswerdaer Lippenblütler fällt dem bis dahin Ahnungslosen entweder für immer in sein Herz, wie in ein verlassenes Haus, oder jede weitere Mühe scheint vergeblich.
Jetzt kommt (endlich) einer und bietet mit seinem Film einen dritten Weg an. Einen Erklärungsversuch, wie ihn nur das Kino liefern kann. Mit dem feinen Gespür des quasi-mecklenburgischen, singenden Filmemachers erzählt Andreas Dresen von dem unvergleichlichen Poeten aus der Braunkohle und von dem Land durch welches sich dessen Bagger fraß. Wie Gerhard Gundermann (Alexander Scheer) in der Theater-Brigade Feuerstein groß wurde, wie er aus der Partei flog, weil er sich den Luxus einer eigenen Meinung leistete. Wie er „rauchende Motoren mit seinem Blut kühlte“, seine Lieder dem Rumpeln seines Baggers ablauschte und seine große Liebe, Conny (Anna Unterberger), natürlich auf der Bühne trifft. Und sofort erkennt, welchen Schatz er hier zutage gefördert hat…
Ganz bewusst stellen Regisseur Andreas Dresen und Drehbuchautorin Laila Stieler ihren Gundermann genau in jene Zeit, in der ein deutschlandweiter, künstlerischer Durchbruch an den Erklärungen zum IM Grigori scheitert. Und Gundi sich zu erinnern versucht, welchen Zweck er einst verfolgte, als er aus voller Seele sang, weil er die DDR beim Wort nehmen wollte und alle seine Mittel auch von der Stasi heilig sprechen ließ. Dresen möchte so die Deutungshoheit über die eigene Geschichte wieder zurückgeben an Jene, die sie erlebt haben. Nicht, ohne seinem Helden noch ein paar Dinge anzudichten, an denen der sicher seinen Spaß gehabt hätte. So lässt er den Boss im Schweißerhemd backstage Bob Dylan treffen, der sich wunderte, wieso dieser schmale Mensch mit Brille keinen Song von ihm im Programm hatte.
alpa kino