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Klassentreffen 1.0 - Die unglaubliche Reise der Silberrücken

Komödie, Deutschland 2018, 127 min

Nachdem Til Schweiger vor zwei Jahren mit Christian Alvart den Tatort-Kinofilm »Tschiller: Off Duty« mit acht Millionen Euro ordentlich an die Wand gefahren hat, natürlich nur, weil wir alle keine Ahnung von der Craft haben, versucht sich der gute Mann halt offensichtlich mal wieder in der filmischen Umsetzung pubertären Altherrenhumors, bei dem man zu dem Eindruck gelangt, dass alle Beteiligten sich selber irgendwie gerade in einer postjuvenilen Midlifecrisis befinden und sich auch noch lustiger weise in ihren Rollen paar Jährchen jünger machen. Ja, liebe Til Schweiger gequälte Kinofreunde, Sie ahnen es bereits, die 1.0 symbolisiert nicht etwa die Eindimensionalität des vorliegenden Werkes und das vollständige Fehlen eines 3D-Effektes, sondern soll, yes indeed, andeuten, dass es in der Tat weitere Klassentreffen geben soll. Man muss schon ganz schön cräftig von seiner Craft eingenommen sein, um zu glauben dass der geneigte Kinogänger nach weiteren Til-Schweiger-Schenkelberstern lechzt, und tatsächlich hat man sich zwei weitere Folgen zum Ziel gesetzt.
Keine Ahnung wie man sich das vorstellt, da die 08/15-Witze ja noch nicht mal für 1.0. reichen. Ich kann schon Milan Peschel kaum ertragen. Der sieht doof aus und ich guck dem daher ungern zu. Erst recht, weil er in der deutschen Komödienlandschaft der Inbegriff des trottelig-kauzigen Otto Normal sein soll. Isser nich. Guter Schauspieler ist er allerdings schon. Aber eben einer, den ich nich sehn möchte. Bloß gut, dass man nicht noch Matthias Schweighöfer ertragen muss, und wie kommt man eigentlich darauf, aus einem Klassentreffen ein amerikanoides Wochenendhappening zu machen? Ich meine, wenn der Film vor der Wende für den Raum Dresden gedreht worden wäre, hätte ich ja irgendwie noch Verständnis, denn wir hatten ja bekanntlich nüscht, sich aber hier hinzustellen, den Breiten zu geben und so zu tun, als hätte man gerade Columbus seine lustigen Eier gefunden, ist schon bissl ungezogen.
Mit 18 fühlten sich die Schulfreunde Nils (Samuel Finzi), Andreas (Milan Peschel) und Thomas (Til Schweiger) noch unsterblich. Doch mit der Einladung zum Klassentreffen bekommen sie schwarz auf weiß, wie schnell die Zeit nach 30 Jahren vergangen ist. Ein willkommener Anlass, noch einmal richtig den Herrmann zu geben. »American Pie« und »Hangover« ick hör Dir trapsen. Sekt, Kaviar, wilde Weiber. Soweit der Plan, doch im Gepäck Alterszipperlein, Hämorrhoiden, gebrochene Herzen und die aufmüpfige Tochter von Thomas‘ großer Liebe: Mit viel Helium, diversen Pornostar Martinis und einer Rede auf Ecstasy versenken sie das Klassentreffen im Vollchaos. Und schon auf dem Rückweg wird ihnen klar, was im Leben wirklich wichtig ist: Familie, Freundschaft und Liebe! Soweit die offizielle Darstellung, aber in den letzten Jahren haben mindestens zwei Dutzend Filme ihre Witzigkeit darauf aufzubauen versucht, dass jemand am Sack stark behaart ist, sich irgendjemand seinen Dong mit irgendetwas einschmiert, das aua macht, oder ein besagt hämorrhoidaler Herr, der sich das Skrotum in der Sauna einklemmt. Ein paar Filme haben auch schon mal beides kombiniert.
Ray van Zeschau (möchte das nicht)