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Paranza - Der Clan der Kinder

Kriminaldrama, Italien 2019, 112 min

Wie schaurig echt wirkt der Film »Paranza - Der Clan der Kinder«, und das nicht nur für diejenigen, die sich an den blutigen Sommer 2015 in Neapel erinnern können. Jene brutalen Ereignisse, bei der damals viele Menschen getötet wurden, inspirierten Roberto Saviano zu seinem neuesten Roman. Mit dem Enthüllungsbuch »Gomorrha. Reise in das Reich der Camorra« wurde er 2006 zum Bestseller-Autor und muss sich seitdem vor der Mafia versteckt halten, da er ihre ganze Wut auf sich zog.
Sein neuestes Buch »La Paranza Dei Bambini« (2016) besitzt die gleiche Wirkkraft, obwohl die darin auftretenden Personen fiktiv sind. Es wurde nun wunderbar von dem Regisseur Claudio Giovannessi verfilmt und galt als heißer Kandidat für den Goldenen Bären bei der 69. Berlinale.
Der Film erzählt die Geschichte des 15-jährigen Nicolas (Francesco Di Napoli) und seiner Freunde, die die Chance nutzen, als alle bisherigen Mafia-Strukturen zum Erliegen gekommen sind, selbst groß ins Geschäft einzusteigen. Furchtlos und auf schnelles Geld aus, blicken die Paranzas (deutsch: Fischerboote oder Schleppnetze), wie sich selbst nennen, dem Tod ins Gesicht. Mit Laiendarstellern aus dem Viertel wurde der Film realisiert, was den Authentizitätsfaktor des Films wunderbar anhebt. Das Milieu, die Strukturen und wie diese Kinder ticken, wird hierbei lebensecht eingefangen, sodass man als Zuschauer Gänsehaut bekommt. Damit ist der Film fiktives Drama und knallharte Milieustudie zugleich, er gibt Antworten, sucht aber keine Entschuldigungen.
»Paranza - Der Clan der Kinder« steht ganz im Sinne des realistischen Kinos und möchte hier für eine um sich greifende Kriminalität sensibilisieren, die auch vor Kindern nicht halt macht. Harter Tobak - aber sehenswert ist der Film auf jeden Fall.
Doreen