TRAILER

1917

Drama/Kriegsfilm, USA 2019, 110 min

Er wäre nicht Sam Mendes, würde er die Grabenkämpfe des ersten Weltkriegs nicht auf ganz neue Weise zeigen. Und er tut dies über eine ausgefeilte Kameradramaturgie, die in vermeintlicher „Echtzeit“ die Erlebnisse junger Soldaten auf einer besonderen Mission zeigt. Der Plot ist simpel: Zwei Engländer werden zu einem Trupp von 1.600 Kameraden entsendet, um sie vor einem Hinterhalt der Deutschen zu warnen. Scheitern sie, werden alle vernichtet, darunter auch der Bruder des einen Soldaten. Sam Mendes und sein Kameramann Roger Deakins erreichen über eine Unmenge von Takes und Schnitten, dass der Film wie eine One-Shot-Einstellung wirkt. Gedreht wurde nur bei bedecktem Himmel, die Kamera ist unaufhörlich in Bewegung. Hinzu kommt die besondere Musikdramaturgie, die auf sehr ungewöhnliche Weise Spannung aufbaut. Schon diese künstlerischen Mittel sichern »1917« einen Platz unter den ambitioniertesten Filmen dieser Tage, sie sind jedoch nie Selbstzweck. Die Tatsache, dass die letzten Weltkriege durch die Erlebnisse der Großelterngenerationen bis in die Kindheiten des ausgehenden 20. Jahrhunderts hineinragen, steht im Mittelpunkt von Mendes Ansatz. Anlass für den Film waren die Erlebnisse seines eigenen Großvaters.
Indem der Regisseur das Durchpflügen des Erdreiches zeigt, das nur millimeterweise Vor- und Zurück, die ganze Stagnation des Grabenkrieges, findet er gültige Bilder für das sinnlose Grauen jeglicher kriegerischer Auseinandersetzungen. George MacKay und Dean-Charles Chapman spielen die beiden jungen Männer, flankiert von Andrew Scott, Benedict Cumberbatch und Colin Firth als den Soldaten der Vätergeneration. Die Kamera ist immer dicht an ihnen dran, nie hat jemand den Überblick. Besonders Andrew Scott verleiht seiner Figur unvergessliche Züge und scheint um sein Leben zu spielen. Ein Film, der zum Klub der besten Kriegs- und das heißt ja immer Antikriegsfilme aller Zeiten gehört. Ein Bruder von »Apocalypse Now«, »Full Metal Jacket« und »Iwans Kindheit«. Sam Mendes auf Augenhöhe mit Coppola, Kubrick und Tarkowski.
Grit Dora