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Siberia

Drama, Italien/Deutschland/Mexiko 2020, 91 min

Clints Gesicht ist von inneren Kämpfen gezeichnet, von Rastlosigkeit und Sehnsucht nach Frieden. Er hat die Isolation gesucht, lebt in einer kleinen Behausung in der verschneiten Weite Sibiriens und betreibt ein winziges, selten besuchtes Café. Doch dies selbstgewählte abgeschiedene Leben bringt ihm keine Ruhe, seine Träume und Erinnerungen holen ihn ein und quälen ihn, ein schwer hinnehmbarer Zustand der Zerrissenheit. Eines Abends trifft er die nahezu unausweichliche Entscheidung, wieder aufzubrechen. Mit einem Hundeschlitten macht er sich auf den Weg, getrieben von seinen Ängsten und Phantasien, getrieben auch von der Hoffnung, bei sich anzukommen. Clint zieht aus, sich seinen inneren Bedrohungen zu stellen, geht auf die Reise in sein Unterbewusstsein.
Die Filme Abel Ferraras handeln oft von seinen eigenen inneren Dämonen, der gleichfalls rastlose Ausnahmeschauspieler Willem Dafoe ist sein kongenialer Arbeitspartner, ein Alter Ego Ferraras, wie er eben erst sehr überzeugend in dessen »Tommaso und der Tanz der Geister« demonstriert hat. Der sich noch stets am Katholizismus reibende Regisseur inszeniert in »Siberia« einmal mehr auf meditative und dennoch nervenzerfetzende Weise eine hochkomplexe spannende Sinnsuche.
Grit Dora