Karakter
Spät kommt er, doch er kommt!
Jeder erinnert sich wohl an den 1996 OSCAR prämierten Film »Antonias Welt«, der landauf und -ab die Herzen begeisterte. Und ebenso in aller Munde war der deutsche Film »Jenseits der Stille«, sowie dessen OSACAR-Nominierung 1998.
Bekommen hatte Caroline Link den begehrten Preis nicht, sondern 1998 ging das goldenen Männlein wieder nach Amsterdam - für »Karakter«, den Erstlingsfilm (!) des niederländischen Regisseurs Mike van Diem. In diesem Zusammenhang seien noch die Preisträger für den Besten nichtenglischsprachigen Film der Jahre 1997 »Kolja«, und 1999 »Das Leben ist schön« genannt. Kaum zu glauben, dass es zwei Jahre brauchte und einen winzigen deutschen Verleih, um »Karakter« nach den anderen genannten Filmtiteln ebenfalls in unseren Kinos sehen zu können.
Jacob Katadreuffe wird unter dem Verdacht festgenommen, den Bankier Dreverhaven, einen der meistgehasstesten Bürger Rotterdams, umgebracht zu haben. In wundervoll eingeflochtenen Rückblenden erzählt der Film von der Beziehung zwischen dem menschenverachtenden Dreverhaven und Jacobs Mutter Joba Betty Schuurman, sowie von Jacobs Kampf gegen den Stolz der Mutter, und gegen den Hass seines Vaters Dreverhaven. Denn Jacob ist das uneheliche Kind des Bankiers und dessen ehemaliger Haushälterin Joba. Eine seltsame Familie, die nie wirklich eine solche war. Die Mutter schlägt die finanzielle Unterstützung des Bankiers aus, dieser wiederum verleugnet die Vaterschaft, und der Sohn steht als erfolgreicher Anwalt in der Schuld Dreverhavens.
Wie gewinnt man einen OSCAR mit seinem Erstlingswerk? Man nehme den Schauspielabsolventen Fedja van Huet und lasse ihn gegen einen der bekanntesten Schauspieler des Landes, Jan Declair (spielte die Rolle des Bauer Bas in »Antonias Welt«), antreten; weiterhin mache man eine zerstörerische Dreiecksbeziehung zwischen Mutter, Sohn und Vater im Holland der zwanziger Jahre zum Kern der Geschichte; dabei verfilme man einen Roman, der in unserem Nachbarland in der 32. Auflage erscheint und dort den Status von Goethes Faust hat; desweiteren verwende man eine leidenschaftliche Portion Expressionismus und lasse alles ein wenig aussehen, wie die Bilder eines Vermeer oder Rembrandt, stille Räume in wundervollen Brauntönen...
Buch: Mike van Diem, Laurens Geels, Ruud van Megen nach dem gleichnamigen Roman von Ferdinand Bordewijk
Regie: Mike van Diem
Darsteller: Fedja van Huêt, Jan Decleir, Betty Schuurman, Victor Low, Tamar van den Dop, Hans Kesting
Kamera: Rogier Stoffers
Musik: Het Paleis van Boem
Produktion: First Floor Features, Laurens Geels
Bundesstart: 06.01.2000
Start in Dresden: 06.04.2000
FSK: ab 12 Jahren