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Enfant terrible

Drama, Deutschland 2020, 135 min

Mit Anfang 20 taucht er im Antiteater München auf, besetzt die Bühne und reißt das Ruder an sich. Ein charismatischer Typ, ein Menschenverführer, ein knallharter Arbeiter, besessen vom Theater- und Filmemachen. Rainer Werner Fassbinder, in Fachkreisen nur RWF genannt. Kometengleich katapultiert er sich in den deutschen und internationalen Autorenfilmhimmel, dreht ohne Unterlass und verschleißt sich und seine Mitstreiter - die Menschen vor und hinter der Kamera, die Kollegen, Freunde, Geliebten, die Familie. Fassbinder, der gnadenlose Selbst- und Fremdausbeuter will auf geradem Weg in den Film-Olymp, koste es, was es wolle.
Autor und Regisseur Oskar Roehler (»Die Unberührbare«, »Der alte Affe Angst«) ist Experte für Hybris und Getriebensein. Absolut schlüssig, dass gerade er Fassbinders schillernden Kampf mit dem Dämon in Szene setzt. Er zeigt seine Faszination, seinen Glamour, seine Erbärmlichkeit. Oliver Masucci spielt das Enfant Terrible des deutschen Films mit einer kongenialen vordergründigen Schmierigkeit, die Verzweiflung am Leben immer knapp unterm Lid verborgen. Er zeigt seine große existenzielle Not, die den Ausweg in der Kunst sucht, die Kompromisslosigkeit beim Machen, die selbstauferlegte Härte gegen sich und andere. Natürlich ist Oskar Roehlers Fassbinder-Film eine Verneigung vor dem Genie, dennoch gelingt es ihm, sie mit einer unerbittlichen fiesen Wollust aufzufangen. Wie Masuccis Fassbinder selbstverliebt und todtraurig durch die Szene taumelt, eineindeutig vom Joachim Wittschen Sound des „Goldenen Reiters“ flankiert, ist großes licht- und farbgesättigtes Kino im Kunst- und Drogenrausch. In den Gesichtern der Fassbinderschen Stammtruppe spiegelt sich seine zunehmende Verzweiflung. Katja Riemann, Hary Prinz, Jochen Schropp, Eva Mattes, André Hennicke, Alexander Scheer und weitere Hochkaräter machen das ganz großartig.
Grit Dora

Buch: Klaus Richter, Oskar Roehler

Regie: Oskar Roehler

Darsteller: Oliver Masucci, Katja Riemann, Hary Prinz, Jochen Schropp, Eva Mattes, André Hennicke, Alexander Scheer

Kamera: Carl-Friedrich Koschnick

Musik: Martin Todsharow

Produktion: Stefan Arndt, Uwe Schott, Markus Zimmer

Bundesstart: 01.10.2020

Start in Dresden: 01.10.2020

FSK: ab 16 Jahren