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Die Bologna Entführung - Geraubt im Namen des Papstes

Drama, Italien/Frankreich/Deutschland 2023, 130 min

Vielleicht hätte Steven Spielberg die Antwort auf die offen bleibende Frage gewusst, warum Edgardo Mortara als erwachsener Mann nicht seine jüdische Religion wieder annahm, der er als Kind gewaltsam entrissen wurde, und viel mehr noch, warum er nicht in seine Familie nach Bologna zurückkehrte, aus der ihn die päpstliche Polizei 1858 entführen ließ, als er noch ein sechsjähriges Kind war. Steven Spielberg machte sich bereits Jahre vor Marco Bellocchio daran, den spannenden Stoff um das zwangskonvertierte, jüdische Kind Edgardo Mortara zu verfilmen, das im Alter von 21 Jahren zum Priester geweiht wurde, gab das Projekt dann aber wieder auf.
Als der kleine Edgardo schwer krank darniederliegt, glaubt das Dienstmädchen Anna, dass er ohne christliche Taufe bei seinem wohl bevorstehenden Tode in der Hölle lande. Heimlich wird er getauft, und darf später laut Kirchenrecht keinesfalls von Nichtchristen aufgezogen werden. Also landet das Kind in der Casa dei Catecumeni, dem Internat für Kinder konvertierter Juden in Rom. Einen aussichtslosen Kampf führen die Eltern, die trotz des Protestes mehrerer staatlicher Stellen ihren Sohn nicht zurückbekommen, und verlieren ihn vollkommen nach einem eigenen Entführungsversuch. Sie hatten gehofft, mit Hilfe der römischen jüdischen Gemeinde Druck ausüben zu können, doch Papst Pius IX macht es angesichts der internationalen Reaktionen zu seiner persönlichen Aufgabe, sich um den kleinen Edgardo zu kümmern. Eine zweite Taufe und beständige Belehrungen sowie Verleumdungen seiner Familie sollen dem Jungen die Lust vertreiben am Schma Jisrael und ihn wegführen von der Tora hin zur Bibel. Der Fall Mortara, der seinerzeit für allerlei internationalen Wirbel sorgte, soll hier aber keinesfalls mit antireligiösen Absichten verhandelt werden, versichert Regisseur Marco Bellocchio. Es gehe ihm vielmehr darum, den Lebensweg eines Menschen nachzuzeichnen, der als Spielball politischer Interessen seine Familie verlor und diese ersetzte durch die katholische Religion.
alpa kino