Schlamassel
1997: Siebeneinhalb Jahre nach der „Wende“, das Jahr, in dem die Welt von der Existenz des Klonschafs „Dolly“ erfährt, das Jahr, in dem Johannas Oma stirbt.
Johannas Seele tobt. Egal, was sie tut, es ist falsch. Auf einmal soll es falsch sein, dem „auch so lieben Onkel“ und Erbschleicher mal die Meinung zu geigen. OK, hätt’ vielleicht nicht gerade auf Omas Begräbnis sein müssen, aber man sieht sich ja so selten und der kommt wirklich nur angekrochen, wenn für ihn was abfällt. Was schickt die Mutter sie auch vor und bleibt selbst fern. Jetzt ist sie wieder die böse Tochter. Johannas Mutter versteht es, von sich auf andere abzulenken. Johanna gibt sich keine Zeit, nicht zum Trauern und nicht, um zur Ruhe zu kommen. Zerrieben von ambivalenten
Gefühlen zwischen Selbstabwertung und Anerkennungswunsch läuft sie sich privat und bei der
Arbeit als bessere Praktikantin wund, meist hinter ihrer Kamera versteckt.
Als das Originalfoto einer KZ-Aufseherin in ihre Hände gerät, ergreift sie die Gelegenheit und rückt der mittlerweile achtzigjährigen Anneliese Deckert auf den Pelz. Das erscheint ihr als Zeitungsmitarbeiterin nur allzu logisch.
Und doch folgt sie einem Drang, den sie nicht identifizieren kann. Auf dem Weg zur Deckert ahnt sie nicht, dass sie gleich auf die ganze Familie stößt und mit der Rückgabe des Fotos einen Wirbel entfacht. Die alte Frau redet drauflos, nicht sehr gewandt, aber freudig erregt, dass sie endlich alles loswerden kann - will sogar, dass Johanna wiederkommt. Das macht sie, fotografiert heimlich und hört vor allem zu. Das Bruchstückhafte, die vielen Leerstellen und der raue Ton kommen ihr bekannt vor. Immer mehr drängen sich Johanna Parallelen zur eigenen Familie auf.
Buch: Sylke Enders
Regie: Sylke Enders
Darsteller: Mareike Beykirch, Lore Stefanek, Michaela Caspar, Margarethe Tiesel, Lina Wendel, Anja Schneider, Leonardo Lukanow, Thilo Prothmann, Tristán López, Thomas Dehler
Kamera: Jakob Wehrmann
Musik: Bert Wrede
Produktion: Joroni Film, CZAR Film, WDR, MDR, Roman Avianus, Anja Wedell, Jonas Knudsen, Jan Fincke, Thorne Mutert, Andrea Hanke, Meike Götz, Paul Dehn, Kathrin Heuser
Bundesstart: 28.09.2023
Start in Dresden:
FSK: ab 12 Jahren