In China essen sie Hunde
Dort, wo »Pulp Fiction« noch ironisch daherkommt, ist der Film des dänischen Regisseurs Lasse Spang Olsen makellos makaber. Olsen geht noch einen Schritt weiter: Er beschuldigt hilflose Trottel des Opportunismus: „Wir sind doch nur die Köche!“. Die Geschichte beginnt, als unser Held einen Bankräuber unschädlich macht und infolgedessen sein ganzes Leben auseinandergerät. Seine Freundin verlässt ihn, weil er ihr zu langweilig vorkommt. Die Frau des Räubers beschuldigt ihn, ihre künstliche Befruchtung verhindert zu haben, aber dann war es gar nicht die Frau des Räubers. In diesen komischen und heillosen Situationen muss Hilfe her. Er sucht seinen Bruder (Kim Bodnia in einer wunderbaren, fast mimiklosen Rolle) auf. Der ist ein waschechter Ganove und zeigt ihm, was es heißt, Entscheidungen zu treffen und mit deren Folgen zu leben. Die Beiden entwickeln eine so deftig-kriminelle Energie, dass man ständig Gefahr läuft, sich zwischen Zwerchfellverkrampfungen und einem “aber so geht es nun doch nicht” nicht entscheiden zu können. Doch genau um solche anarchistischen Entscheidungen geht es. Freilich versteckt der Film seine Moral so geschickt, dass am Ende selbst Gott seinen Einkaufszettel verwechselt hat. Manchmal ist es eben nicht so, wie es zu sein scheint. Aber es stimmt doch, dass man in China Hunde, oder auch Affen ißt?
Buch: Anders Thomas Jensen
Regie: Lasse Spang Olsen
Darsteller: Dejan Cukie, Kim Bodnia, Trine Dyrholm, Nicolaj Lie Kaas, Tomas Villum Jensen
Kamera: Morten Soberg
Bundesstart: 06.07.2000
Start in Dresden: 06.07.2000