Tropfen auf heiße Steine

Drama, Frankreich/Japan 1999, 90 min

Das ein französischer Regisseur ein Stück von Rainer Werner Fassbinder verfilmt, scheint genauso abwegig wie die Vorstellung, dass sich ein deutscher eines Stückes von Jean Genet annimmt. François Ozon schiebt mit »Tropfen auf heiße Steine« nach dem gleichnamigen Jugendstück Fassbinders jede Skepsis beiseite.
Leopold (Bernard Giraudeau) nimmt den jungen Franz (Malik Zidi) von der Straße mit in seine Wohnung, und Franz bleibt, besorgt den Haushalt, wartet, dass Leopold abends nach Hause kommt. Dieser spielt nach anfänglicher Verliebtheit seine Dominanz zwischen verbaler Erniedrigung und sexueller Belohnung gnadenlos aus. Als Anna (Ludivine Sagnier) und Vera (Anna Thomson), die ehemaligen Freundinnen der beiden Männer, dazukommen, spitzt sich das
Geschehen zu. Franz trifft eine Entscheidung, die gleichermaßen Katastrophe wie Befreiung ist.
Ozons Verfilmung mutet wie eine Variation auf Fassbinders Urteil an, wonach Liebe nicht existiert, sondern nur ihre Möglichkeit. Die klaustrophobische Enge der Räume, in die er seine Figuren einsperrt, die frontale, suggestive Kamera und die Geradlinigkeit der Dialoge ziehen den Zuschauer in die Unausweichlichkeit des Geschehens hinein. Ein Kammerspiel, das Alltag zwischen Absurdität und Komik einfängt und von seiner Besetzung lebt: Bernard Giraudeau (»Ridicule«) vermittelt mit geradezu beängstigender Glaubwürdigkeit den Zynismus Leopolds, Anna Thomson (»Sue«, »Fiona«) die Zerbrechlichkeit der Vera. Die eigentliche Entdeckung aber, das
eigentliche Zentrum des Filmes, ist der 25-jährige Malik Zidi als naiv-lebensoffener Franz.