Vertraute Fremde

Drama, Belgien/Luxemburg/Deutschland/Frankreich 2010, 98 min

Comic-Zeichner Thomas (Pascal Gréggory) steigt nach einer Geschäftsreise in den falschen Zug und landet zufällig in einem Dorf in den französischen Bergen - dem Ort seiner Kindheit. Schnell kommen Erinnerungen an die Kindheit hoch. Am Grab seiner Mutter passiert dann etwas Unglaubliches. Er fällt in Ohnmacht und erwacht im Körper des 14-jährigen Teenagers (Léo Legrand). Um ihn herum der Ort seiner Kindheit, sein Vater (Jonathan Zaccaï), dem er in der Schneiderei hilft, seine Mutter (Alexandra Maria Lara), für die er Besorgungen erledigt, seine Freunde und die Schule. Mittendrin er mit dem Wissen als Erwachsener, äußerlich aber ein Vierzehnjähriger. Erneut kommt das Trauma hoch, das sein ganzes Leben bestimmte. Das scheinbar harmonische Familienglück wurde damals durch seinen Vater, der die Familie ohne Ankündigung verließ, zerstört. Nun scheint er das verhindern zu können…
Sam Gabarski (»Der Tango der Rashevskis«, »Irina Palm«), ein Wunderkind des europäischen Films, verfilmt den literarischen Manga des Japaners Jiro Taniguchi über die Zeitreise eines Mannes in seine Kindheit. Ihm gelingt ein sehr poetischer Film voller Zärtlichkeit und auch komischer Momente. Wenn er beispielsweise behauptet zwei Kinder zu haben. Oder er das damals unerreichbar scheinende Mädchen nun abweisen muss. Denn er als reifer Mann kann natürlich die 15-Jährige nicht berühren.
Entstanden ist eine wundersame Reise in die Vergangenheit, die den Blick für die Wunden der Kindheit weitet, aber auch von der Schönheit und Schmerz dieser erzählt. Und durch den Blick aus der zeitlichen Ferne auch das Verständnis für tragisch scheinende Entscheidungen Erwachsener mit sich bringt.
In der Rolle der Mutter beeindruckt erneut Alexandra Maria Lara, die bereits nach mehreren internationalen Rollen erst vor Kurzem mit Gerard Depardieu in Paris vor der Kamera für »Small World« stand.