Quills - Macht der Besessenheit

Drama, USA 2000, 123 min

Als der Marquis de Sade im Jahr 1814 starb, hatte er für einen Menschen, der sein Leben so vollkommen dem Skandal und dem öffentlichen Aufsehen gewidmet hatte, einen ungewöhnlichen letzten Wunsch: Er wollte anonym in einem Dickicht beerdigt werden. Doch mit diesem Wunsch hatte er kein Glück. Seit nunmehr zwei Jahrhunderten haben Gelehrte, Kritiker und andere Künstler das Grab des Marquis durchwühlt, um ein schlüssiges Bild dieses Mannes zu zeichnen. - Schon zu seinen Lebzeiten soll die Außenwelt für immer und vollständig vom Marquis de Sade (Geoffrey Rush) befreit werden - und mit ihm vom schändlichen Einfluss seiner sinnlichen wie perversen Prosa. In einem Irrenhaus soll er darben, bis er stirbt. Doch der fortschrittliche Anstaltsleiter (Joaquin Phoenix) gestattet seinem prominentesten Insassen zahlreiche Privilegien. So kann der Marquis auch weiterhin Schriftstücke verfassen, die er mit Hilfe der Magd Madeleine (Kate Winslet) zu seinem Verleger schmuggelt. Das Resultat ist der Roman Justine, der sich praktisch über Nacht zum Stadtgespräch entwickelt. Napoleon Bonaparte kann diesen Affront nicht auf sich sitzen lassen: Mit dem Psychiater Collard (Michael Caine) schickt er seinen brutalsten Bluthund in die Anstalt. Er soll den Marquis zur Räson bringen. Ein unerbittlich ausgefochtener Willenskrieg beginnt, der schon bald eskaliert und alle Beteiligten einen hohen Preis kosten soll...
Sieben Jahre nach seinem letzten Film meldet sich Meisterregisseur Philip Kaufman (Die unerträgliche Leichtigkeit des Seins) zurück und beweist eindrucksvoll, dass er noch immer zu den Filmemachern mit einem feinen Gespür für Leinwandstoffe gehört. Nach dem gleichnamigen Bühnenstück von Doug Wright, der auch das Drehbuch schrieb, inszenierte er eine ebenso provokative wie sinnliche Sittenkomödie über Zensur, Ursache und Wirkung von Kunst und den unbezwingbaren Willen eines stets kontrovers aufgenommenen Menschen, die für Diskussionsstoff sorgen dürfte.