Italienisch für Anfänger

Drama, Dänemark 2000, 108 min

»Italienisch für Anfänger« ist der fünfte DOGMA-Film, der die deutschen Kinoleinwände erreicht und zugleich der erste, der von einer Frau gedreht wurde. Während die Thematik der ersten beiden DOGMA-Filme »Das Fest« und »Idioten« eher Extremsituationen in den Mittelpunkt stellten, erzählt die dänische Regisseurin Lone Scherfig liebenswert unprätentiös vom Alltag sechs einsamer Herzen, die zueinander finden wollen, aber nicht wagen, sich dem anderen zu offenbaren.
Ein trauriger Pastor, der den Tod seiner Frau noch nicht verwunden hat, eine einsame Friseurin, eine tolpatschige Verkäuferin, eine in Dänemark gestrandete Italienerin, ein cholerischer Kneipier und ein schüchterner Hotelempfangschef: diese Figuren stehen im Mittelpunkt des dritten Spielfilms der Regisseurin. Vom Leben nicht gerade verwöhnt, hat es die sechs Protagonisten allesamt in einen Kopenhagener Vorort verschlagen, der sich vor allem durch seine Tristesse auszeichnet. Und auch die einzelnen Biografien bieten nicht viel Anlass zu ungestümem Frohsinn. Die Friseurin Karen etwa arbeitet tagsüber alleine in einem Salon, der nur gelegentlich von Hotelangestellten und Senioren besucht wird. Abends pflegt sie ihre alkoholkranke Mutter, deren Leben aus Selbstmitleid, Beschimpfungen und Schmerzen besteht. Trost findet sich da nur schwer.
Im Verlauf der Handlung löst sich die anfängliche Perspektivlosigkeit der Figuren in ihrem inneren Wachstum auf und schafft Erleichterung. Analog hierzu hellt sich auch die Grundstimmung des Films zunehmend auf. Beginnend als quasi-dokumentarische Bestandsaufnahme der Kehrseiten einer von Verunsicherung und Kapitalismus bestimmten Welt wandelt sich der Film zu einer optimistischen, dabei immer realistischen Komödie, die Humor und Ernsthaftigkeit zu verbinden weiß. Der Regisseurin gelingt es, Liebe und Freundschaft mit so einfachen wie wirkungsvollen Mitteln auf die Leinwand zu zaubern. Bombast, Kitsch und Sentimentalität werden ersetzt durch kleine Gesten, dramaturgische Raffinessen und eine Figurenzeichnung, die uns die Charaktere trotz oder gerade wegen ihrer Schwächen schnell ans Herz wachsen lassen. Ein weiterer Beweis für die Innovationskraft des dänischen Films und neue Nahrung für die DOGMA-Bewegung, die nach »Mifune« ein weiteres Mal zeigt, wie auch mit der Handkamera amüsant und intelligent unterhalten werden kann.