Old Joy

Drama, USA 2006, 76 min

Wer die 30 und erst recht die 40 überschritten hat, wird diese Erfahrung kennen: Ein alter Freund ruft an, man hat sich lange nicht gesehen, man verabredet sich, will an alte Zeiten anknüpfen - und dann, ohne dass sich etwas Dramatisches ereignete, tritt das Gegenteil ein. Eigentlich war alles wie früher, vertraute Themen, vertraute Gesichter, aber beim Abschied steht plötzlich ein unbestimmtes Gefühl der Endgültigkeit im Raum, mal von Melancholie, mal von Erleichterung begleitet.
»Old Joy« handelt von zwei Freunden in Oregon, die noch einmal einen gemeinsamen Ausflug ins Grüne unternehmen. Sie reden nicht viel, aber ihre Gesten und Blicke sprechen Bände. Die Freundschaft besteht nur noch aus Erinnerungen und Konjunktiven wie „Wir müssten das viel öfter machen!“ was deshalb eigentlich heißt: Das war das letzte Mal. Vordergründig ist es eine völlig undramatische Geschichte, eine, die man mit Schulterzucken übergehen könnte. Aber Kelly Reichardt schildert sie so präzise und reich an aussagekräftigen Details, dass daraus ein Zeitbild wird, eine Momentaufnahme, in der weit mehr gesellschaftliche Relevanz steckt als im Großteil hochdramatischer Liebes- oder Actionspektakels.
Der Film ist ein umfassendes Stimmungsbild und gleicht in seiner unaufdringlichen, minimalistischen Form einer Ballade. Von daher scheint es nicht zufällig, dass Will Oldham (»Bonnie Prince Billy«) eine der Hauptrollen spielt.

Buch: Kelly Reichardt, Jonathan Raymond

Regie: Kelly Reichardt

Darsteller: Daniel London, Will Oldham, Tanya Smith

Kamera: Peter Sillen

Musik: Yo La Tengo

Produktion: Lars Knudsen, Neil Kopp, Anish Savjani, Jay van Hoy, Joshua Blum, Todd Haynes, Mike S. Ryan, Rajen Savjani

Bundesstart: 23.10.2008

Start in Dresden: 22.01.2009