Die Klavierspielerin

Drama, Österreich/Frankreich 2001, 130 min

Die Klavierspielerin Erika Kohut hat das Talent und Können einer wahren Künstlerin. Aber statt in den Konzerthallen der Welt Erfolge zu feiern, fristet die Frau mittleren Alters ein freudloses Dasein als Klavierlehrerin am Konservatorium der Stadt Wien. Nach 8 Stunden täglicher Arbeit wartet zu Hause nur die Mutter, die ihre Tochter mit gnadenloser Fürsorge immer noch unter ihren Fittichen hält. Den Terror der Mutter gibt die Tastenvirtuosin weiter an ihre Schüler, bei denen sie jeden kleinsten Fehler mit unbarmherziger Strenge ahndet.
Wenn es ihr gelingt, ihrer Mutter für ein paar Stunden zu entwischen, folgt sie in schäbigen Sexshop-Kabinen Pornofilmen oder beobachtet mit voyeuristischer Wollust im Autokino Pärchen beim intimen Miteinander .
Ihre Fantasien verlieren sich dabei in masochistischen Gedankenspielen, denen sie dann im heimischen Badezimmer freien Lauf lässt. In dieses Jammertal von Einsamkeit und gefühlskalten Abgründen bricht eines Tages der Pianist Walter Klemmer ein. Der junge Mann verliebt sich mit der hemmungslosen Lust eines unbekümmerten Jungen in die strenge Lehrerin. Sie reagiert anfangs abweisend, doch ihre kühle Art steigert sein Verlangen nur noch. Die Freude, als sie endlich in die Affäre einwilligt, weicht bei Walter sehr schnell heftiger Irritation. Erika hat ihn auserkoren, um endlich ihre Fantasien mit einem Partner ausleben zu können. Doch weder sie noch ihr jugendlicher Partner sind für die Reise in unbekanntes Terrain gerüstet.
Mit der gewohnten Strenge und Distanz zu seinen Figuren hat der Österreicher Michael Haneke (Code unbekannt) den Roman von Elfride Jelinek adaptiert. Die Vorgehensweise ist folgerichtig und konsequent, um dem verzweifelt-ironischen Tonfall der Vorlage überhaupt annähernd im Film gerecht werden zu können. Das reduzierte, überaus präsente Spiel der Hauptdarstellerin Isabelle Huppert passt sich dieser Inszenierung kongenial an. In Cannes erhielt die französische Ausnahmeschauspielerin dafür ebenso die Goldene Palme wie ihr männlicher Gegenpart Benoit Magimel (Der König tanzt).