Hinter der Sonne

Drama, Brasilien/Schweiz/Frankreich 2001, 105 min

Bevor Sie mehr über diesen Film erfahren, sei mir erlaubt, einen Satz voranzustellen: »Hinter der Sonne« ist ein kleiner Film - der beeindruckendste, den ich in diesem Jahr bisher gesehen habe!
Inspiriert vom Buch »Der zerrissene April« des albanischen Schriftstellers Ismail Kadaré erzählt Regisseur Walter Salles (»Central Station«) eine zutiefst poetische und aufwühlende Geschichte über das Leben und den Tod.
In einem kleinen Dorf im kargen Hinterland Brasiliens leben Anfang des 20. Jahrhunderts zwei Familien, die schon über Generationen verfeindet sind. Deshalb soll der 20-jährige Tonho im Auftrag seines über alle Maßen strengen wie verzweifelten Vaters den Tod seines älteren Bruders rächen, um damit wenigstens der Familienehre wieder ins Gleichgewicht zu verhelfen. Tonho weiß, dass seine arme Familie dies von ihm erwartet und außer dieser Ehre bereits alles verloren hat. Gleichzeitig ist ihm bewusst, dass er mit seiner Tat zum nächsten Opfer der Fehde wird und ihm nicht mehr als ein Vollmond für den Rest seines Lebens bleibt. Bestärkt durch seinen kleinen Bruder Pacu und angesichts des nahenden Schicksals beginnt er am Sinn des traditionellen Blutvergießens zu zweifeln. Als ein zufällig durchreisender Wanderzirkus neue Hoffnung in sein scheinbar ausweglos vorgezeichnetes Leben bringt und Tonho sich in die attraktive Schaustellerin Clara verliebt, muss er sich entscheiden…
Nach »Central Station« ist »Hinter der Sonne« die zweite Zusammenarbeit des brasilianischen Regisseurs mit dem sechsfachen OSCAR-Preisträger und Produzenten Arthur Cohn. Erneut vereint die Besetzung des Filmes sowohl Profi- als auch Laienschauspieler und erreicht dadurch eine überzeugende Authentizität. Beeindruckende Bilder, geprägt von großartigen Landschaften, erdrückender Hitze und den Gesichtern vom Leben gezeichneter Brasilianer sowie die stimmige Musik von Antonio Pinto verleihen Walter Salles’ Film eine emotionale Kraft, die durch seine sehr persönliche wie radikale Filmsprache noch lange und aktuell nachwirkt.