Thelma
Thelma (Eili Harboe) heißt eine junge Studentin der Biologie, die ihre ersten Schritte am Campus ihrer Uni unternimmt. Ein unerschütterliches Band christlicher Erziehung verbindet sie mit ihren Eltern, welche ihr Mädchen nun aus ihrer Kontrolle schwinden sehen. Alles ist neu für Thelma; das Studium, die MitschülerInnen, der unerwartet freie Zugriff auf Alkohol oder andere Drogen. Immer wenn sie an ein Tabu rührt, bebt die Erde. Langsam schleicht sich das Gefühl an, dass mit Thelma etwas nicht stimmt. Sie leidet unter krampfartigen Anfällen und verursacht zusammenhanglos erscheinende Ereignisse telekinetischer Natur. Besonders wenn sie mit Anja (Kaya Wilkins) zusammen ist, gerät ihr Innerstes in Wallung. Plötzlich jagen Vögel gegen Fenster, bewegen sich Dinge, splittert Glas. Beständig fragt Thelma bei ihrem Gott um Kraft nach. Und bekommt sie. Trotz aller gespenstischen Ereignisse wirkt Thelma mitunter einfach wie ein verunsicherter, junger Mensch. Dem anerzogene Strukturen verloren zu gehen scheinen und dem die Kontrolle über die eigenen Gefühle entgleitet. Wenn eine zärtliche Berührung von Anja im Dunkel einer Ballettaufführung droht, das Opernhaus zum Einsturz zu bringen, klingt das wie eine romantische Metapher für die erste Liebe. Obgleich hunderte Menschen scheinbar nur knapp mit dem Leben davon kommen, weil sich die beiden Mädchen erst draußen küssen. Regisseur Joachim Trier verfügt über ein schier unerschöpfliches Arsenal an metaphorisch aufgeladenen Bildern, um die Kollision aus Kindertagen und Erwachsenenwelt wie den Kampf zwischen Gut und Böse zu inszenieren. Die Schlange gleitet auf intimes Territorium und berührt die wunden Punkte der Geschichte; war es vielleicht gar nicht Thelmas Vater, der in der verstörenden Eingangssequenz sein Gewehr auf das noch minderjährige Mädchen richtete? Wieso sitzt Thelmas Mutter im Rollstuhl und warum lebt Großmutter noch und ist gar nicht tot?
Alpa Kino
Buch: Eskil Vogt, Joachim Trier
Regie: Joachim Trier
Darsteller: Eili Harboe, Kaya Wilkins, Henrik Rafaelsen, Ellen Dorrit Petersen
Kamera: Jakob Ihre
Musik: Ola Fløttum
Bundesstart: 22.03.2018
Start in Dresden: 22.03.2018
FSK: ab 12 Jahren