Land of Dreams
Weit ist die totale Kontrolle des digital-gläsernen Menschen bereits heute gediehen, die Industrie arbeitet an immer neuen Ideen, gerade wird der Gebrauch von Bargeld als unzeitgemäß stigmatisiert. In dieser Geschichte bewegen sich Menschen ein gutes Drittel jeden Tages noch vollkommen unbeobachtet durch Raum und Zeit. Hier schreitet nun die wichtigste US- Regierungsbehörde ein, das »Census Bureau«, welches ein allumfassendes Programm gestartet hat zur Aufzeichnung und Kontrolle der Bürger-Träume. Simin (Sheila Vand), eine iranischstämmige Amerikanerin, reist quer durchs Land und dokumentiert die weißen Flecken auf der vollkommenen Kontroll-Karte. Gibt sich als Kunststudentin aus, Fotografien sammelnd und nach Träumen fragend. Schließlich offenbart das Unterbewusstsein Nacht für Nacht die wirklich geheimen Wünsche. Aber viel mehr noch die Ängste. Simin kann gar nicht anders, als das Erlebte irgendwie zu verarbeiten, um nicht verrückt zu werden; wie in einem eigenen Traumgebilde breitet Simin hunderte Fotos aus als schützenden Bannkreis, um sich herum, wie »land art« als Therapie…
Regisseurin ist die Fotografin und Exil-Iranerin Shirin Neshat. Sie weiß um die Parallelen und Unterschiede zwischen ihrem Heimatland und ihrer zweiten Heimat USA. Hier wie dort leidet sie unter einer Nichtzugehörigkeit, displacement, im Iran war ihre Familie nicht-religiös. Shirin Neshat erkennt die Muster gewisser Scheinheiligkeiten, und ihre Fotografien sind kalligrafierte Gedichte, buchstäblich im Augenweiß verschleierter Frauen geschrieben. Mit ihrem Film taucht sie nach Schätzen und Abgründen und lässt ihre Protagonistin Simin dabei durch wunderbare Tableaus wandeln, traumwandeln sozusagen. Mitunter auch im split screen, wo die Zerrissenheit ihrer Figur vom Zuschauer wieder zusammengefügt werden muss. Dabei verhandelt Neshat tagesaktuelle, politische Fragen und klagt nicht zuletzt das System USA an. Wo Einwanderinnen darunter leiden, dass ihre Träume „draußen"" geblieben sind, oder, wie im Fall der Hauptheldin/Regisseurin, darunter, dass sie seit unzähligen Jahren jede Nacht von ihren Familien im Iran träumen.”
alpa kino
Buch: Jean-Claude Carrière, Shoja Azari
Regie: Shirin Neshat, Shoja Azari
Darsteller: Sheila Vand, Matt Dillon, Isabella Rossellini, William Moseley, Christopher McDonald, Anna Gunn
Kamera: Ghasem Ebrahimian
Musik: Michael Brook
Produktion: Palodeon Pictures, Bon Voyage Films, Amir Hamz, Sol Tryon, Christian Springer, Mark Amin, Lina Bertucci, Amir Neshat, Fahri Yardim
Bundesstart: 03.11.2022
Start in Dresden:
FSK: ab 12 Jahren