Die Entführung der Pelham 1 2 3

Action, USA 2008, 106 min

Mein Gott Walter, das hatten wir 1974 auch schon, aber für all Jene, die am Tag nach der Premiere von »Stoppt die Todesfahrt der U-Bahn 123«, am 14. 11.1974 geboren wurden, gibt es hier 35 Jahre später eine Neuauflage. Remakes sind ja bekanntlich so ein Ding, gerade wieder sehr im Kommen und eine Sache, bei der man sich schon mal ordentlich verheben kann. Scheint im vorliegenden Fall offensichtlich nicht der Fall zu sein, obwohl es schon eine Herausforderung darstellt, Walter Matthau und Robert Shaw würdig ersetzen zu wollen. Pünktlich im Obama-Jahr besetzte also Regisseur Tony Scott die Matthaurolle des Fahrdienstleiters politisch korrekt mit Denzel Washington (New York). Den Part des Chef-U-Bahn-Entführers übernahm John Travolta, der bekanntermaßen als Bösewicht immer sehr brillant zu böseln weiß. Für alle, die das Original nicht kennen, hier eine kurzer prinzipieller Anriss des Geschehens: Eine Truppe Gangster, die sich alle mit Farben anreden, also Mr. White, Mr. Blue usw. kidnappen die New Yorker U-Bahn Pelham 123 und verlangen Lösegeld im Bereich des Unverschämten. Wer jetzt glaubt, ich war im falschen Film, hat sich geschnitten, denn genau diese gegenseitige Anrede der kriminellen Elemente im 74er Original hommagierte Quentin Tarantino einst in seinem »Reservoir Dogs«. Da die Neuauflage nach dem 11. September 01 spielt, fragt der amtierende Fahrdienstleiter dann doch mal sicherheitshalber nach, ob die Metrogangster tatsächlich nur schnödes Geld verlangen. Dem ist so, was den Gegeiselten erst zunächst auch nicht viel weiterhilft und den Verantwortlichen eine gewisse Klarheit verschafft. Da offensichtlich doch nicht alles so klar war, wird pünktlich zum Ablauf des Ultimatums auch gleich der Erste erschossen. Eine unangenehme Gefahrenquelle, die ich für Dresden beruhigenderweise vollkommen ausschließen kann. Durch die Situation aufgeschreckt, beginnt man nun flugs, das geforderte Geld heranzuholen, um weiteres Ungemach von den Fahrgästen der New Yorker Verkehrsbetriebe abzuwenden. Zu allem Überdruss verunglückt einer der Kraftfahrzeuge mit dem Betrag. Nach der dann doch noch erfolgten erfolgreichen Geldübergabe machen die Untergrundpiraten die Metro-Leitstelle und die Fahrgäste nun glauben, dass die gestohlene U-Bahn weiterführe, was sie in der Tat auch tut, nur halt unangenehmerweise ohne die Entführer, welche auch gleichzeitig als Triebwagenführer fungiert hatten. Da fragen sich dann so fast alle Beteiligten, wohin die Reise geht. Inzwischen bewegen sich die Schienengangster Richtung New Yorker Straßenebene. Aber man hat die Rechnung ohne den Wirt gemacht und so läuft dann doch nicht alles nach Plan. Aber erstens ist das sowieso klar und allein Denzel Washington und John Travolta zuzuschauen ist schon ein cineastisches Fest. Und zweitens? Bitte zurücktreten von der Bahnsteigkante!
Ray van Zeschau