Fateless - Roman eines Schicksallosen
Imre Kertész veröffentlichte 1975 seinen ersten Roman. Der Titel war “Sorstalanság“. Bei den ungarischen Verlagen wurde das Buch strickt abgelehnt. Mit diesem Thema wollte man sich damals nicht beschäftigen. Erst 1996 konnte das Buch unter dem neuen Titel “Roman eines Schicksallosen“ neu erscheinen und fand auch sofort seine Beachtung. Danach folgten “Fiasko“ und “Kaddisch für ein nichtgeborenes Kind“. Damit war die “Trilogie der Schicksallosigkeit“ vollendet. 2002 erhielt der Autor, nach zahlreichen anderen Veröffentlichungen, für sein ‘schriftstellerisches Werk, das die zerbrechlichen Erfahrungen des Einzelnen gegenüber der barbarischen Willkür der Geschichte behauptet’, den Nobelpreis für Literatur. Jetzt hat er diese Trilogie tagebuchartig neu als Drehbuch verfasst. Die Regie in diesem ganz großen Film hat Lajos Koltai, der als Kameramann für Istvan Szabo (u.a. Mephisto) arbeitete, übernommen.
Der Film beginnt im Budapest des Jahres1944. Der jüdische Teil der Bevölkerung sehnt sich, in dieser Stadt, nach dem Ende der Verfolgung und des Krieges. Der 14-jährige György Köves, der eindeutige autobiographische Züge von Imre Kertész trägt, erlebt wie sich sein Vater in das sogenannte Arbeitslager verabschiedet. Er ist durch den ‘Gelben Stern’ gezeichnet und begreift nicht warum. Durch einen dummen Zufall wird er von einem Polizisten festgehalten und anschließend deportiert, kommt nach Auschwitz, Buchenwald und Zeitz und überlebt. Er kehrt in seine Heimatstadt zurück und erlebt die enormen Veränderungen, die die Geschichte mit sich bringt und die ihm kaum eine Chance lassen. Über das Leid, die Demütigungen, die Angst vor der Brutalität des Lagerlebens wird nicht gesprochen. Auch nicht über die Solidarität und auch nicht über die Momente, die an ‘Glück’ erinnerten. Er ist ein Fremder im Leben.
Der Film schöpft seine enorme Kraft auch aus dem Verlust seiner Farbigkeit. Anfangs ist er noch in warmen Brauntönen gehalten. Diese verdunkeln sich immer mehr und verkommen schließlich zu einem schmutzigen, schwärzlichen Grün. Erst zum Finale hin taucht, fast schon schamhaft und dennoch befreiend, wieder etwas Rot in der Palette auf. So gelingt es Koltai und Kertesz, den unaussprechlichen Horror, den das Lagerleben darstellte, darzustellen. Sie schaffen es, den Schrecken tatsächlich nacherlebbar zu machen. Da ist etwas ganz Wichtiges gelungen! Dies ist auch ein Verdienst des jungen Schauspielers Marcell Nagy, von dem in der Zukunft mit Sicherheit noch andere großartige Leistungen zu erwarten sind.
Buch: Imre Kertész, nach seinem gleichnamigen Roman
Regie: Lajos Koltai
Darsteller: Marcell Nagy, Miklós B. Székely, Zoltán Bezerédy, Péter Vallai, Gábor Máté, József Szarvas, Judit Schell, János Bán, Kati Lázár, Piroska Molnár
Kamera: Gyula Pados
Produktion: EuroArts Entertainment, Magic Media (HU), Renegade(GB), András Hámori, Péter Barbalics, Csaba Töro, Jonathan Olsberg, Ildiko Kemeny, Bernd Hellthaler, Robert Buckler
Bundesstart: 02.06.2005
Start in Dresden: 02.06.2005
FSK: ab 12 Jahren