Man muss mich nicht lieben

Drama, Frankreich 2005, 93 min

Dieser Titel bezieht sich auf den Beruf des Gerichtsvollziehers, der die unangenehme Eigenart mit sich trägt, dass alle Menschen, die mit ihm in Berührung kommen, ihn genauso wenig lieben. Genausowenig wie es auch Jean-Claude selbst tut. Er ist alt und einsam, seine sozialen Kontakte beschränken sich auf die täglichen Pfändungen und den verbiesterten Vater, den er einmal wöchentlich im Altersheim besucht. Mit Vater muss er Monopoly spielen und sich von ihm beschimpfen lassen. Im Grunde lebt Jean-Claude „Lost in Isolation“, doch die blinde Göttin der Gerechtigkeit hat diesen alten Griesgram mit einem kleinen Herzfehler ausgestattet. Also trifft Jean-Claude eine recht unglaubliche Entscheidung, er besucht einen Tango-Kurs. Und da dieser französische Film eine leise Romanze ist und kein semidokumentarisches Sozialdrama, trifft er dort auf eine junge, attraktive Tangopartnerin, bieg- und schweigsam, mit Namen Francoise und gut und gern in einem Alter, wie es seiner Sohn gleich käme. Francoise und Jean-Claude kommen sich in einer Art und Weise näher, die an Bill Murray und Scarlet Johansson erinnert, und wahrlich gibt Patrick Chesnais den Minimalmimiker par excellence. Jedenfalls bis zu dem Punkt, an dem er noch nichts von der bevorstehenden Hochzeit seiner Tangotänzerin weiß. Auch wenn er vor allem anderen sehr schüchtern ist, muss er angesichts der immer deutlicher spürbaren Nähe zueinander, jetzt endlich etwas unternehmen. Vielleicht kann man durch Zurückhaltung schüchtern um eine Frau werben, gewinnen lässt sie sich damit jedoch noch lange nicht.
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