The Black Dahlia

Thriller, USA 2006, 120 min

Ganz sicher ist das Spannendste an dieser (fast wahren) Geschichte, dass man vorher weiß, der Mord an Betty Short ist seit gut 60 Jahren nicht aufgeklärt. Es wird bei Brian DePalmas neuestem Thriller also nicht auf die vordergründige Who-Dunnit-Dramatik hinauslaufen. Wie auch? Die Geschichte von dem ermordeten Starlet geistert seit 1947 durch L.A., durch die californischen Gazetten, später durch Romane und ganz sicher in Abwandlungen auch durch verschiedene Film-Noir-Klassiker. Nachdem der Bestseller-Autor James Ellroy, von dem u.a. die Vorlage zu »L.A. Confidential« stammt, mit „The Black Dahlia“ versuchte, sich die Dämonen der Vergangenheit von der Seele zu schreiben (die eigene Mutter wurde 1958 ermordet), ist es nun an Altmeister DePalma, den bereits vorhandenen Kränzen auf Betty Shorts Grab noch einen hinzuzufügen.
Bereits vor ihrem gewaltsamen Tod am 15. Januar 1947 nannte man Betty Short “Die schwarze Dahlie“, in Anlehnung an einen soeben erschienen Hollywoodstreifen. Nachdem sie nackt aufgefunden wurde, an der Taille in zwei Teile getrennt, die inneren Organe entfernt und völlig ausgeblutet - ihr kleiner Körper derart grausig zugerichtet, dass kaum ein Foto an die Öffentlichkeit drang, hagelte es falsche Beschuldigungen und Geständnisse zuhauf. Die beiden Cops Bucky Bleichert und Lee Blanchard (zwei herrliche Namen für zwei Ex-Boxer im Polizeidienst) bekommen den Fall ganz frisch auf ihren Tisch und stürzen sich umgehend in die Ermittlungen. Die meiste Zeit schnüffeln sie an schmierigen Politikern oder korrupten Polizisten herum, stoßen auf skrupellose Filmemacher oder sogar auf richtige Gangster. Vom Mörder fehlt jedoch jedwede Spur. Das macht die Sache für Blanchard aber auch nicht einfacher, denn unter der intensiven Suche leidet seine Beziehung zu seiner attraktiven Geliebten Kay. Noch schlimmer erwischt es Good Ol Bucky, denn er zieht gewissermaßen das kurze Streichholz des Film Noir, er darf sich in die geheimnisvolle Madeleine verlieben, die der Ermordeten zum Verwechseln ähnlich sieht und obendrein mit ihr ein Verhältnis gehabt haben soll. Alle Beteiligten geraten in einen Kreisel aus Laster, Korruption und Leidenschaft, der mit dem eigentlichen Fall immer weniger zu tun zu haben scheint. Und dabei immer gefährlicher für Leib und Leben wird.
C. Fredo
alpa kino