Mein Führer - Die wirklich wahrste Wahrheit über Adolf Hitler
Vor kurzem ging eine heitere Mail unter Bekannten rum, mit dem Anhang eines MPG-Videos, das Adolf Hitler bei einer Rede auf dem Reichsparteitag in Nürnberg zeigt. Einzige Manipulation war daran, dass man nicht die Stimme des Führers vernahm, sondern die des Kabarettisten Gerhard Polt, der wie Hitler sprach und sich darüber ausließ, wie er von seinem Autohändler mit einem Leasingvertrag über den Tisch gezogen wurde.
Das ist dermaßen lustig, dass es uns den Menschen Hitler sehr nah an uns ranlässt, was bei seiner ganzen Lustigkeit auch eine gewisse Merkwürdigkeit aufkommen lässt, da erst durch solch eine Brechung spürbar wird, wie tief der Übermythos Hitler in unseren deutschen Köpfen sitzt. So tief, dass es unvorstellbar ist, dass Adolf Hitler je eine Toilette benutzt und Groß gemacht hat, noch überhaupt über primäre männliche Geschlechtsmerkmale verfügte. Man kann sich den Führer einfach nicht nackt vorstellen, ohne immer wieder in eine gewisse Barbievorstellung zu verfallen. Selbst mein Onkel, ein angesehener Wissenschaftler, dem ich das Video weiterleitete, zeigte sich empört über solch eine Unsensibilität und dass es nicht angehe, ich zitiere, das personifizierte Grauen in Gestalt des Gröfaz zu verulken. Doch, mein lieber Onkel, das geht. Denn es hat zu gehen, denn nur so kann man sich endlich von der gefährlichen Vorstellung verabschieden, dass man die Grauen des Dritten Reiches nur an einer oder einer handvoll Personen festmachen kann. Hitler hat einmal am Tag AA gemacht und sich mit Toilettenpapier der Firma „Hans Klenk - Ludwigsburg“ den Pops abgewischt - Adolf Hitler war ein Mensch. Dass man sich über Menschen und über Menschen, die zu Mythen erstarrt sind, lustig machen darf und dies auch sehr wichtig ist, zeigt der aktuelle Coup von Dany Levy. »Mein Führer - Die wirklich wahrste Wahrheit über Adolf Hitler«. Adolf Hitler ist der Führer und der Führer ist Helge Schneider in zarter Eigenhaut. Levys Film bringt uns in den Dezember des Jahres 1944. Der totale Krieg ist schon jetzt total an die deutsche Eiche gegangen und Joseph Goebbels (endlich wieder mal Sylvester Groth im Kino) hat noch nicht genug. Am Ersten des Jahres 45 soll der Führer noch einmal in einer alles mitreißenden Rede die übrig gebliebenen Massen bzw. Unmassen zum Endkampf mobilisieren. Nur, der Führer hat ein Problem: Der Führer kann nicht. Der Führer ist krank und befindet sich in einem depressiven Tief. Nur einer kann ihm jetzt noch aus der Patsche helfen: Adolfs ehemaliger jüdischer Schauspiellehrer Professor Adolf Grünbaum (Ullrich Mühe). Sogleich lässt Goebbels die komplette Familie aus dem KZ Sachsenhausen in die Reichskanzlei holen. In nur fünf Tagen soll Professor Grünbaum den Führer auf den Stand von 1939 bringen, aber Grünbaum hat einen ganz anderen Plan…
Ray van Zeschau und für alle dies noch nicht kennen: www.youtube.com/watch?v=q-7QoiOH9r0
Buch: Dani Levy
Regie: Dani Levy
Darsteller: Helge Schneider, Ulrich Mühe, Ulrich Noethen, Sylvester Groth, Adriana Altaras, Stefan Kurt, Lambert Hamel
Kamera: Carl-Friedrich Koschnick, Carsten Thiele
Musik: Niki Reiser
Produktion: Y Filme Directors Pool, X Filme, WDR, BR, arte, Christian Eisele, Marcos Kantis, Peter Hartwig
Bundesstart: 11.01.2007
Start in Dresden: 11.01.2007
FSK: ab 12 Jahren