Freedom Writers

Drama, USA 2007, 123 min

Lassen wir mal den ganzen us-amerikanischen Kino-Käse beiseite, und das haben wir ja gelernt, das „zwischen den Bildern schauen“, dann kommt mit Hillary Swank nicht nur 'ne neue Lehrerin an die Tafel, sondern auch eine beeindruckend starke Geschichte auf die Leinwand. Die echte Erin Gruwell und deren Schüler haben hier ihre wahren Erlebnisse verarbeitet. Kurz nach den Straßenschlachten 1992, den L.A. Riots, kommt die naive, junge Erin Gruwell an die Wilson High School in Long Beach. Mitten unter den verschiedensten Nationalitäten ihrer Klasse, zwischen den unterschiedlichsten Gangs und obendrein im „Raum 203“, bei den Unberührbaren, den knallharten Schulverweigern scheint sie hoffnungslos verloren zu sein. Doch das alte Katz-und-Maus-Spiel läuft an der Wilson komplett anders, denn hier herrscht Krieg. Besser, man hat Fremden gegenüber keinen Respekt. Offiziell waren die Ausschreitungen zwar zu Ende, doch der Alltag der meisten Kids ist von Gewalt, territorialen Machtkämpfen und schlichtweg vom Überleben geprägt. Do not cross that line, das war gleichsam wörtlich und im übertragenen Sinne gemeint. Jeden Tag aufs Neue musste man sich das Recht erkämpfen, eine bestimmte Straßenseite zu benutzen, die Schulklasse zu besuchen, oder überhaupt in dieser Stadt zu leben. Erin tat etwas sehr ungewöhnliches, sie interessierte sich für die Probleme der Schüler, denn bald schon stellte sie fest, dass alle im Prinzip diesselben Sorgen und Ängste hatten. Bloß wussten sie es nicht voneinander, weil schon allein die Kommuniktion über die Rassengrenzen hinweg verpönt war. Die schlichte Erkenntnis, dass sie allesamt viel mehr Gemeinsamkeiten als Unterschiede besaßen, schockierte die Schüler in Erins Klasse und brachte alles in Bewegung. Aber erst mit einer anderen Geschichte bekommt die toughe Lehrerin den Fuß in die Tür, an der so viele ihrer Kolleginnen nur noch achtlos vorbeigingen. Sie provozierte die stärksten und coolsten Mitglieder der verschiedenen Gangs mit der Tatsache, dass es gar nichts bedeutet, eine Straße, einen Block oder ein paar Höfe zu kontrollieren. Indem sie ihnen erzählte von einer lange vergangenen Zeit und einem fernen Land, wo es eine Gang namens Nazis gegeben hatte, „they took countries, for years…“, ungläubiges Grinsen und Gelächter, gefolgt von nachdenklichem Schweigen. Nein, wenn die Kids behaupten, sie seien „im Krieg“, dann irren sie sich, obwohl kein Tag ohne Schießereien vergeht. Und sie finden in Anne Frank eine Seelenverwandte. Die Lektüre ihrer Tagebücher wird zum Schlüsselerlebnis für die künftigen Freedom Writers. Mit spürbarer Wut und sichtbarer Freude schreiben sie sich ihre Geschichten von der Seele. Und stellen fest, dass es weitaus schwieriger und mutiger ist, jeden Tag mit einem Stift in der Hand zu kämpfen, statt mit Fäusten oder Waffen.